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57 Cards in this Set

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Narzisstische PS



Was sagt das ICD-10?

Im ICD-10 wird diese PS lediglich unter der Rubrik "sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen" (F60.8) genannt und nicht weiter definiert.


--> ABER DSM-IV beschreibt ausführlich die Merkmale

Narzisstische PS



Diagnostische Kriterien nach DSM-IV


1-4

Ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Phantasie und Verhalten), Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mind. fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:


  1. hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit
  2. ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe
  3. glaubt von sich, "besonders" und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können
  4. verlangt nach übermäßiger Bewunderung

Narzisstische PS



Diagnostische Kriterien nach DSM-IV


5-9

5. legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d.h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen


6. ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen


7. zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren


8. ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie


9. zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen und Haltungen

Narzisstische PS



Weitere zugehörige Mermale nach DSM-IV

  • sehr verletzliches Selbstwertgefühl
  • oft gesellschaftlicher Rückzug und der Anschein von Demut, der die Großartigkeit verdecken und schützen soll
  • Beziehungen sind schwierig
  • Wettbewerbssituationen werden häufig vermieden

Narzisstische PS



Komorbidität

  • Anfälligkeit für anhaltende Scham oder Demütigungsgefühlen führt oft zu depressiver Stimmung, Dysthymie oder Major Depression
  • Anhaltende Perioden von Großartigkeit können mit hypomanen Stimmungen verbunden sein
  • Verbindungen zu Anorexie und Kokain-Missbrauch
  • häufig komorbide PS: Cluster B und Paranoide PS

Narzisstische PS



Prävalenz

  • Allgemeinbevölkerung: unter 1%
  • klinischen Populationen: Schätzungen von 2 - 16%

--> ABER: Narzisstische Aspekte sind wesentlich häufiger, da die DSM-IV Kriterien einen ziemlichen Extremtypus beschreiben



  • Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen

Narzisstische PS



Verschiedene Typen von Narzissten

  • unbewusste vs. hypervigilante Narzissten

(Gabbard, 2010)


  • offene vs. verdeckte Narzissten

(Wink, 1991)


  • grandiose vs. verletzliche Narzissten

(Hibbard, 1992)



--> Der zweite Typus ist eher schüchtern und hegt im Stillen Gefühle von Grandiosität

Narzisstische PS



Weiblicher Narzissmus nach Wardetzki (1991)

  • Überanpassung
  • Aufgabe der eignen Identität
  • In Beziehungen symbiotisch anpassend
  • Unter der Fassade liegt Depression und hinter Depression Grandiosität

Psychoanalytische Modelle der Narzisstischen PS



Grundlegende Annahme

"Es wird einhellig angenommen, dass die Entwicklung eines grandiosen, aufgeblähten Größenselbst der Abwehr schwerster Insuffizienzgefühle dient."

Psychoanalytische Modelle der Narzisstischen PS



Ansichten von Kohut (1971)



  • Ein Weg mit der Unzulänglichkeit des Selbst umzugehen
  • Kompensation der Frustration des kindlichen Omnipotenzerlebens

--> Enteder: Entwicklung eines omnipotenten grandiosen Selbst
--> Oder: Idealisierung des Elternimago (Objektrepräsentanz)


  • Mangelnde emphatische Einfühlung und damit einhergehende mangelnde Spiegelung ist die Ursache der narz. Pathologie
  • Abspaltung eines pathologischen Größenselbst vom Realselbst

Psychoanalytische Modelle der Narzisstischen PS



Ansichten von Kernberg (1975)



  • Ursache des Verhaltens: Abwehr der Wut auf die kalten und gleichgültigen Eltern
  • Kind hatte eine besondere Eigenschaft (angedichtet durch die Eltern oder real)
  • Eigenschaft wird zu einer kompensatorischen Lebenstechnik
  • Nähe zur Borderline-Persönlichkeit
  • Pathologische Größenselbst resultiert aus einer Verschmelzung des Ideal-Selbst, Ideal-Objekts und Real-Selbst

Psychoanalytische Modelle der Narzisstischen PS



Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Borderline PS

Die Narz. PS ist gewissermaßen eine Variante der Borderline PS mit der dafür typischen primitiven Abwehrorganisation:


  • Spaltung
  • primitive Idealisierung
  • Entwertung & Verleugnung
  • projektive Identifizierung

Unterschied: Narzissten verfügen über ein integriertes, wenn auch höchst pathologisches Selbst --> dadurch erlangen sie Beständigkeit in psych. Funktion --> relativ gute soziale Anpassungs- und Funktionstüchtigkeit, bessere Impulskontrolle und Potenzial zur Pseudosublimierungen

Psychoanalytische Modelle der Narzisstischen PS



Weitere allgemeine Erklärungen



  • Innere und auch die äußere Welt ist desolat und leer
  • Zwei Beziehungsversionen: Verächtlich & Ängstlich --> tief unbewusst existiert noch eine dritte Beziehungsform: Gegen die andere beiden Versionen ausgerichtet
  • Eigentliche Selbstvorstellung: Fühlen von Wertlosigkeit, Leere und Verarmung, verzehrt von Neid auf andere, Angst mittelmäßig zu sein
  • Pathologische Verschmelzung der Repräsentanzen setzt Circulus vitiosus von Selbstbewunderung, Geringschätzung anderer und Meidung jeder wirklichen Abhängigkeit in Gang

Kognitiv-behaviorale Modelle der Narzisstischen PS



Ansatz von Millon (1969) im Gegensatz zu psychoanalytischen Modellen



  • Eher elterliche Überbewertung
  • Selbstwertgefühl des Kindes wird übermäßig gesteigert

Kognitiv-behaviorale Modelle der Narzisstischen PS



Bildung einer narzisstischen PS nach Beck et al. (1999)

  • Kombination von dysfunktionalen Schemata über die eigene Person, der Welt und Zukunft
  • --> diese werden frühzeitig durch direkte oder indirekte Botschaften von Bezugspersonen und Erfahrungen gebildet, die die Annahmen über die persönliche Einzigartigkeit und die eigene Bedeutung formen

Kognitiv-behaviorale Modelle der Narzisstischen PS



Selbstbild und Bild über andere im kognitiven Profil nach Beck (1999)


  • Selbstbild: außergewöhnic und eizigartig, überlegen, haben entsprechend Sonderrechte
  • Bild über andere: andere sind minderwertig; sind in ihre Untergebenen oder Anhänger, sollen bewundern

Kognitiv-behaviorale Modelle der Narzisstischen PS



Annahmen im kognitiven Profil nach Beck (1999)

  • Grundannahmen: z.B. "Ich stehe über den Regeln."
  • Konditionale Annahmen: z.B. "Wenn andere meinen Sonderstatus nicht anerkennen, sollen sie bestraft werden."
  • Instrumentelle Annahmen: z.B. "Bestehe jederzeit auf deine Überlegenheit und zeige sie."

Kognitiv-behaviorale Modelle der Narzisstischen PS



Hauptstrategie und Affekt im kognitiven Profil nach Beck (1999)

  • Hauptstrategie: alles tun, um Sonderstatus zu festigen. Daher Suche nach Ruhm, Reichtum, Status, Macht und Prestige, um das Bild ihrer Überlegenheit immer wieder zu bestätigen. Neigung zu Konkurrenz mit anderen, die ähnlich hohen Status beanspruchen; Manipulieren.
  • Affekt: Hauptaffekt ist Ärger, wenn andere sich nicht entsprechend verhalten. Wenn die Strategien scheitern, droht Depression

Dissoziale/Antisoziale PS



Beschreibung der Störung nach ICD-10

  • Diese PS fällt durch eine große Diskrepanz zwischen dem Verhalten und den geltenden sozialen Normen auf
  • Anhaltende Reizbarkeit kann ein zus. Merkmal sein
  • Eine Störung des Sozialverhaltens in der Kindheit und Jugend stützt die Diagnose, muss aber nicht vorgelegen haben

Dissoziale/Antisoziale PS



Diagnostische Kriterien nach ICD-10

  1. Herzloses Unbeteiligtsein gegenüber den Gefühlen anderer
  2. Deutliche und andauernde Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
  3. Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen, aber keine Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen
  4. Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten
  5. Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein oder zum Lernen aus Erfahrung, besonders Bestrafung
  6. Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige Rationalisierungen für das eigene Verhalten anzubieten, durch welches die Person in einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten ist

Dissoziale/Antisoziale PS



DSM-IV Kriterien



--> Sind stärker Verhaltensorientiert


  • Handlungen, die Grund für Festnahmen sind
  • Lügen
  • Gebrauch von Decknamen
  • Missachtung der eigenen Sicherheit oder die von anderen

--> Vorgeschichte einer Störung des Sozialverhaltens wird bereits vor Vollendung des 15. ebensjahres als bedeutsam angesehen

Dissoziale/Antisoziale PS



Weitere zugehörige Merkmale nach DSM-IV

  • Oft kein Mitgefühl
  • zynisch
  • abgebrüht
  • übersteigerte arrogante Selbsteinschätzung
  • können glatte, oberflächlichen Charme entfalten

Dissoziale/Antisoziale PS



Beschreibung von betroffenen Patienten_Innen

  • Als Eltern oft vernachlässigend
  • manche verarmen, werden obdachlos, verbringen viel Zeit in Gefängnissen
  • oft gewaltsamer Tod durch Suizid, Mord, Totschlag oder Unfall
  • Leiden oft an Dysphorie und innerer Anspannung
  • Oft Unfähigkeit Langeweile zu ertragen

Dissoziale/Antisoziale PS



Komorbidität

Oftmals:


  • depressive Verstimmung
  • Angststörungen
  • Substanzmissbrauch
  • Pathologisches Spielen
  • Andere Störungen der Impulskontrolle

Häufigste komorbide PS:


  • Borderline PS
  • Histrionische PS
  • Narzisstische PS

Eng verwandt mit Psychopathie (schwere Form der Antisozialen PS verstanden werden)

Dissoziale/Antisoziale PS



Verbindung zur Psychopathie

Psychopathie kann als besonders schwere Form der Diss./Antis. PS gesehen werden, mit schlechter Prognose und hohen Rückfallquoten


  • Es wird mehr auf die Psyche des Psychopathen geschaut, als nur auf das antisoziale Verhalten
  • Zentrales Merkmal: Gefühlsverarmung
  • spielen Rollen, können Emotionen darstellen, sind besonders charmant und manipulativ

Dissoziale/Antisoziale PS



Prävalenz

  • Ein-Jahres-Prävalenz (EU): 0.6%
  • Suchtbehandlungszentren, Forensischen Einrichtungen , Gefängnissen: teils über 30%
  • Mehr Männer betroffen
  • Psychopathie ist deutlich seltener

Dissoziale/Antisoziale PS



Verlauf

  • meist chronisch
  • kann mit zunehmendem Alter, besonders ab 40 unauffälliger werden --> vor allem Delinquenz

Dissoziale/Antisoziale PS



Unterschiedliche Verlaufsformen nach Patterson et al. (1998)

  • early starters: Delinquenz vor dem 14. Lebensjahr, man kann von großem familiären Einfluss ausgehen
  • late starters: Delinquenz nach dem 14. Lebensjahr, man kann von großem Einfluss durch die Peers ausgehen
  • --> late starters haben deutlich bessere Prognose

Dissoziale/Antisoziale PS



Gen-Umwelt-Interaktion als Risikofaktor



Klare genetische Disposition, jedoch erst im Wechselspiel mit Umweltfaktoren haben diese einen starken Einfluss auf die Entwicklung


--> Umweltfaktoren sind häufig frühe Traumatisierungen und/oder sehr konflikthaftes Elternverhalten

Dissoziale/Antisoziale PS



Neurobiologie gewalttätigen Verhaltens

  • Es wurden strukturelle sowie funktionelle neuronale Abweichungen dokumentiert
  • --> diese werden mit gestörten sozialen und moralischen Kognitionen, einer mangelhaften Emotionsverarbeitung, sowie der Unfähigkeit Frustration zu ertragen und aus Fehlern zu lernen in Verbindung gebracht (Blair, 2005)
  • Befunde zur Amygdala widersprüchlich

--> Inkonsistente Befunde werden mit Subtypen in Verbindung gebracht


--> Bei impulsiven Gewalttätern wird von einer geringen Frontalhirnaktivierung ausgegangen und bei Psychopathen Fehlfunktion durch Hypoaktivierung der Amygdala

Dissoziale/Antisoziale PS




Befunde zu emotionalen Defiziten bei Psychopathen


Herpertz et al. (2001)


  • Psychopathen zeigen verminderte elektrodermale Reaktivität, Fehlen der Schreckreaktion und geringere Mimik auf aversive Reize

--> Allgemeines Defizit bei emotionaler Informationsverarbeitung und einer allgemeinen emotionalen Hyporeaktivität



Marsh & Blair (2008)


  • Robuster Zusammenhang zwischen Psychopathie und Defiziten speziell bei der Erkennung von Angstsignalen

Psychoanalytische Modelle der Dissozialen/Antisozialen PS





Ansichten von Kernberg (1988)



Psychopathie als schwere Variante des pathologischen Narzissmus


--> Unterscheidung zwischen antisozialen Verhaltensweisen (können auf allen Strukturniveaus vorkommen) und antisozialer Persönlichkeit (eng an Psychopathiekonzept angelehnt)


--> Mangelhafte Integration bzw. vollständiges Fehlen eines Überichs

Psychoanalytische Modelle der Dissozialen/Antisozialen PS



Ansichten von Fonagy et al. (2004)

Stellt Mentalisierungsdefiziete in den Vordergrund


--> zentral bei Gewalt gegen Personen ist das Unvermögen, sich innere Zustände vorzustellen


--> Vorstellungen und Gefühle würden physisch erlebt, was zu einer Entmenschlichung des Opfers führe

Emotional instabile/Borderline-PS



Beschreibung der emotional instabilen PS nach ICD-10 (F60.3)

  • Eine PS mit deutlicher Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen und mit wechselnder, instabiler Stimmung
  • Die Fähigkeit, vorauszuplanen ist gering und Ausbrüche intensiven Ärgers können oft zu gewalttätigen und explosiven Verhalten führen --> wenn impulsive Handlungen von anderen kritisitert oder behindert werden

Emotional instabile/Borderline-PS



Zwei Erscheinungsformen der emotional instabilen PS nach ICD-10


F60.30

  1. F60.30 impulsiver Typ
  2. F60.31 Borderline-Typ


Bei beiden ist Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle zu finden

Emotional instabile/Borderline-PS



Beschreibung des impulsiven Typs nach ICD-10 (F60.30)

F60.30 impulsiver Typ: Die wesentlichen Charakterzüge sind emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle. Ausbrüche von gewalttätigen und bedrohlichen Verhalten sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere

Emotional instabile/Borderline-PS



Beschreibung des Borderline-Typs nach ICD-10 (F60.31)

F60.31 Borderline-Typ: Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene Selbstbild, Ziele und "innere Präferenzen" (einschl. der sexuellen) unklar und gestört. Meist besteht ein chronisches Gefühl von Leere. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen mit übermäßigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden oder mit Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (diese können auch ohne deutliche Auslöser vorkommen)

Emotional instabile/Borderline-PS



Beschreibung der Borderline-PS nach DSM-IV (gekürzt)

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutlicher Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen. Mind. 5 der Kriterien müssen erfüllt sein.

Emotional instabile/Borderline-PS



Kriterien der Borderline-PS nach DSM-IV


(1-4)

  1. verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden
  2. ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist
  3. Identitässtörung: Ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung
  4. Impulsivität in mind. 2 potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle)

Emotional instabile/Borderline-PS



Kriterien der Borderline-PS nach DSM-IV


(5-9)

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Suiziddrohungen, -andeutungen oder Selbstverletzung


6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung


7. Chronische Gefühle von Leere


8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren


9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome

Emotional instabile/Borderline-PS



Prävalenz (DSM-IV)

  • Allgemeinbevölkerung: ca. 2%
  • ambulante psychiatrische Patienten: ca. 10%
  • stationäre psychiatrische Patienten: ca. 20%
  • klinische Population mit PS: 30 - 60%
  • EinJahres-Prävalenz: ca. 0.7%

Emotional instabile/Borderline-PS



Komorbidität

Hohe diagnostische Überschneidungen mit:


  • PTBS (79%)
  • komplexen PTBS (55%)
  • Schweren dissoziativen Störungen mit Fragmentierungssymptomen (41%)

Emotional instabile/Borderline-PS



Prävalenzen von Traumatisierungen

  • Prävalenzen von Traumatisierungen in Bezug auf die Lebenszeit unter Einschluss der Kategorien "Vernachlässigung" und "emotionale Gewalt": 96%
  • Sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend: 48% (der Frauen), 28% (der Männer)
  • Schwere körperliche Gewalt: 65%

Ätiologie und Risikofaktoren der Borderline-PS



Matrix-Modell (Doering, 2009)


Erste Ebene (Faktoren 1. Ordnung)

  • Genetische Faktoren
  • Evtl. intrauterin erworbene minimale Hirnschädigung
  • Psychopathologie der Eltern

--> Schwierigkeiten bei der Dekodierung des elterlichen Verhaltens sowie hohe Anforderungen an die Eltern --> können nicht erfüllt werden --> Entwicklung einer positiven Eltern-Kind-Beziehung missglückt
--> Wenn nun weitere negative Beziehungserfahrung (z.B. sexueller Missbrauch, körperl. Misshandlung...) hinzukommen, begünstigt die Entwicklung der Faktoren der 2. Ordnung

Ätiologie und Risikofaktoren der Borderline-PS



Matrix-Modell (Doering, 2009)


Zweite Ebene (Faktoren 2. Ordnung)


  • Störungen des fronto-limbischen Netzwerks mit vermehrter Amygdala-Aktivität und verminderter Präfrontaler Hemmung

--> neuroanatomische Veränderung


--> neuroendokrinologische Störungen


  • Im psychischen Bereich: Mentalisierungsdefizite,

Identitätsdiffusion, primitive Abwehr und defizitäre Stressbewältigung

Psychoanalytische Modelle der Borderline-PS



Grundlegendes

  • Strukturelle Störung

--> Zur psychischen Bewältigung problematischer Affektzustände notwendigen strukturellen Voraussetzungen fehlen


--> Insbesondere die Mentalisierungsfähigkeit


(Die Fähigkeit, über eigene und fremde Gefühle und Intentionen sowie deren situative (und lebensgesch.) Gründe reflektieren zu können, trägt dazu beo, Konflikte und ide mit ihnen verbundenen Affekte in einem "mentalen Puffer" zu halten und dort zu bewältigen)

Psychoanalytische Modelle der Borderline-PS



Ansichten von Dulz & Schneider (1995)

Alle Symptome dienen letztlich der Abwehr von unterträglichen Angstzuständen, die mit frühen realen Angsterfahrungen zusammenhängen.

Psychoanalytische Modelle der Borderline-PS



Ansichten von Hoffmann (1998)

Die Abwehr unerträglicher Angst verläuft über 5 Vorgänge:
1. Herstellung von Affektlosigkeit
2. Herstellung von Anhedonie
3. Ersetzung durch einen anderen Affekt
4. Agieren
5. Projektion

Psychoanalytische Modelle der Borderline-PS



Verschiedenes zu Abwehr

  • Abwehr ist um sog. unreife oder primitive Mechanismen (z.B. Spaltung) und versch. Formen der Affektabwehr (z.B. Ersetzung von Angst mit Wut) zentriert (Hoffmann, 2000)
  • Zentrale Auslöser für unerträgliche Affektzustände sind Beziehungskonstellationen, die zur Reaktivierung von Teilobjektbeziehungsdyaden führen (Clarkin et al., 2001)
  • Paradox: Einerseits "erzeugt" die primitive Abwehr heftige, eindimensionale, schwer moduilierbare Affekte, andererseits dienen die Abwehrmechanismen dazu, heftige Affekte zu bewältigen

Psychoanalytische Modelle der Borderline-PS



Liebesbeziehungen

  • Neigung sich komplett in der Liebe zu verlieren

--> "gefährliche" Verschmelzung, Abhängigkeit und Identitätsverlust


  • "liebende Dyaden" triggern häufig die in frühereren engen Beziehungen gemachten traumatischen Erfahrungen an

--> negative Teil-Objektbeziehungsdyaden sind oftmals "sicherer"

Kognitiv-behaviorale Modelle der Borderline-PS



Unterschiedliche Aspekte der Störung, welche vorliegende Modelle betonen

  • Millon (1981): Identitätsstörung
  • Linehan (1996): Emotionsregulation
  • Young et al. (2005): Extrem stabile Muster = frühe maladaptive Schemata


-->Grundannahmen, dichotomes Denken und Identitätsstörung bilden ein komplexes System, welches verschiedene Kreisläufe enthält

Kognitiv-behaviorale Modelle der Borderline-PS



Ansichten von Beck et al. (1999)

  • Störung zeichnet sich nicht durch spezifischen kognitiven Ihnalt aus
  • 3 Grundannahmen:

  1. "Die Welt ist gefährlich"
  2. "Ich bin machtlos und verletzlich"
  3. "Ich bin von Natur aus inakzeptabel"

Kognitiv-behaviorale Modelle der Borderline-PS


Affektregulationsstörung (Linehan, 1996)

  • Affektregulationsstörung wird mit angeborener "Hyperemotionalität" in Verbindung gebracht
  • --> Symptomverhalten wird als Regulationsstrategie der entstandenen hohen aversiven Anspannung gesehen

Kognitiv-behaviorale Modelle der Borderline-PS



3 Komponenten der Affektregulationsstörung (Linehan, 1996)

Die Affektregulationsstörung besteht aus 3 Komponenten:


  1. erhöhte Sensibilität für emotionale Stimuli
  2. extreme Intensität emotionalen Erlebens
  3. verlangsamtes Abklingen von Emotionen

Borderline-PS



einige Forschungsbefunde



  • Starke Sensibilität in Bezug auf Zurückweisung, Ausschluss und Verlassenwerden konnte experimentell untermauert werden

--> Hauptkonflikt: Individuation vs. Abhängigkeit


  • Sprache von Borderline-Patienten enthält sign. häufiger Ärger und Angstemotionen
  • Erhöhte „negative trait emotionality“, aber keine erhöhte emotionale Reaktivität
  • wenig feste Partnerschaften/Ehen, höhere Rate an Beziehungsabbrüchen, andere Personen werden als negativ eingeschätzt

Fazit zu Borderline-PS



Fazit zu den Erklärungsmodellen

Es gibt ganz unterschiedliche Erklärungsmodelle


--> kleinster gemeinsamer Nenner: Affektregulationsstörung, bei der das Dominieren negativer Affekte, zum Teil eine Anhedonie und eine mangelnde Affektkontrolle beschrieben werden

Fazit zu Borderline-PS



Benecke et al. (2011) Regulationsmodell

  • Fundamentale Verunsicherung im Bereich von Basismotiven, besonders Bindung und Selbstwirksamkeit
  • Selbst- und Objekt Repräsentanzen sind extrem negativ und entsprechend dominieren im Kern Trauma bezogene Affekte
  • Nicht integrierte motivationale Themen und Wünsche sind situativ sehr leicht aktivierbar
  • Aktivierte Kerneffekte lösen dynamische Regulierungsprozesse aus wie Spaltung, dichotomes Denken, Dissoziationen, aber auch der Abwehr dienende Affektreaktionen
  • Mit der Mobilisierung von Wut geht eine entsprechende Veränderung der aktuellen Selbstrepräsentanzen einher
  • Psychodynamik setzt gerade im Zusammenhang mit einer Erfüllung des Bindungsmotivs ein
  • Sozialpartner wenden sich ab, was zur Aktivierung der Kernrepräsentanzen und –affekte führt
  • Diese affektive Kaskade kann häufig nur noch durch drastisches Symptomverhalten unterbrochen werden