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Was bezeichnet laut Ermann (2007) der Begriff Psychosomatik allgemein?

Die Lehre von der Wechselwirkung zwischen seelischen, psychosozialen und körperlichen Prozessen.

Was ist laut DSM-IV das gemeinsame Merkmal aller somatoformen Störungen?

Das Vorhandensein körperlicher Symptome, die einen medizinischen Krankheitsfaktor nahe legen (deshalb der Begriff somatoform) und die durch



  • einen medizinischen Krankheitsfaktor
  • durch die direkte Wirkung einer Substanz
  • oder durch eine andere psychische Störung


nicht vollständig erklärt werden können.

Somatoforme Störungen müssen von psychosomatischen Erkrankungen abgegrenzt werden. Was macht letztere aus?

Psychosomatische Erkrankungen sind körperliche Erkrankungen mit entsprechendem Organbefund, bei deren Entstehung und Aufrechterhaltung psychische Faktoren aber eine wichtige Rolle spielen.

Wie werden somatoforme Störungen im ICD-10 beschrieben?

Die körperlichen Beschwerden legen die Vermutung einer organischen Ursache nahe, die sich jedoch nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht nachweisen lässt.



Folglich wird angenommen, dass die körperlichen Beschwerden vollständig oder teilweise ausdruck einer psychischen Störung sind oder durch psychische Prozesse ausgelöst und aufrechterhalten werden.

Nenne die wichtigsten Untertypen somatoformer Störungen!

  • Somatisierungsstörung
  • Konversionsstörung
  • Somatoforme Schmerzstörung
  • Hypochondrie
  • Körperdysmorphe Störung
  • Somatoforme autonome Funktionsstörung
  • Fibromyalgie
  • Neurasthenie

Welche Kritierien müssen laut DSM-IV für die Diagnose einer Somatisierungsstörung gegeben sein?

Jedes der folgenden Symptome muss im Verlauf der Störung erfüllt gewesen sein:


  1. Schmerz (z.B. starke Menstruationsschmerzen)
  2. Gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit)
  3. Sexuelle Symptome (z.b. Unlust, Erektionsstörungen) und
  4. Pseudoneurologische Symptome (z.B. Lähmungen, Aphonie, ...)


[s.o.: keines der Symptome kann vollständig durch einen bekannten medizinischen Krankheitsfaktor, oder durch die direkte Wirkung einer Substanz erklärt werden.]

Was sind die diagnostischen Leitlinien des ICD-10 für das Feststellen einer Somatisierungsstörung?

  1. Mindestens zwei Jahre anhaltende multiple und unterschiedliche körperliche Symptome, für die keine ausreichende somatische Erklärung gefunden wurde
  2. Hartnäckige Weigerung, den Rat oder die Versicherung mehrerer Ärzte anzunehmen, dass für die Symptome keine körperliche Erklärung zu finden ist.
  3. eine gewisse Beeinträchtigung familiärer und sozialer Funktionen durch die Art der Symptome und das daraus resultierende Verhalten.

Was ist am Verhalten von Personen mit Somatisierungsstörungen auffällig?

  • Ausschmückung und Übertreibung der eigenen Symptome
  • Es fehlen oft spezifische Tatsachen-informationen (z.B. Angaben zur Vorgeschichte)
  • Sie sind oft bei mehreren Ärzten gleichzeitig in Behandlung
  • Angstsymptome, depressive Stimmungen, Suiziddrohungen und -versuche
  • Ehe- bzw. Beziehungsschwierigkeiten.

Was umfasst die Konversionsstörung?

Nicht erklärbare Symptome oder Ausfälle der willkürlichen motorischen oder sensorischen Funktionen (pseudoneurologische Faktoren), die eine neurologische oder sonstige somatische Störung nahe legen.



[Die Diagnose wird nur getroffen, wenn es sich bei den Symptomen um ein kulturell sanktioniertes Verhalten oder Erleben handelt - nicht also bei rituellen Anfällen oder Visionen; im ICD-10 steht die KS unter den "Dissoziativen Störungen]

Welche Folgen bringt eine somatoforme Schmerzstörung mit sich?

  • Unfähigkeit die Arbeit/Schule zu besuchen
  • Häufige Inanspruchnahme des Gesundheitswesens
  • Schmerz als zentrales Thema des Lebens
  • erheblicher Medikamentenkonsum
  • Beziehungsprobleme
  • Schonverhalten/Inaktivität, soziale Isolation
  • --> psychische Probleme
  • --> Reduktion der körperlichen Belastbarkeit
  • Müdigkeit und weitere Schmerzen

Was charakterisiert die Hypochondrie?

Die übermäßige Beschäftigung mit der Angst oder Überzeugung eine ernsthafte Krankheit zu haben.



Fehlinterpretation von körperlichen Funktionen durch die betroffene Person; ausführliche und detaillierte Schilderung der körperlichen Beschwerden.



Doctor-Hopping; Verschlechterung der Arzt-Patienten-Beziehung und Frustration und Ärger auf beiden Seiten.



Die Beschäftigung mit den Krankheitsängsten bleibt trotz angemessener medizinischer Abklärung und Rückversicherung bestehen.



Nenne die wichtigsten Punkte zur Körperdysmorphen Störung!

Gekennzeichnet durch die übermäßige Beschäftigung einem eingebildeten oder überbewerteten Mangel bzw. einer Entstellung der körperlichen Erscheinung.



Das Überprüfen der "Entstellung" in Spiegeln o.ä. kann über mehrere Stunden täglich andauern. => Vermeidung von sozialer Aktivität => extreme soziale Isolation



Es kann extremes Pflegeverhalten auftreten (exzessives Kämmen, Make-up etc.)



Glaube, dass andere sich ganz besonders viel über ihre Schönheitsfehler unterhalten oder sich darüber lustig machen.

Was kennzeichnet die somatoforme autonome Störung (nur ICD-10; F45.3)?

Patientenseitige Schilderung der Symptome lässt den Rückschluss auf die körperliche Erkrankung eines Systems oder Organs zu, dass weitgehend oder vollständig vegetativ enerviert/kontrolliert wird (kardiovaskulär, gastrointestinal,...).



Kombination einer eindeutigen vegetativen Beteiligung mit zusätzlichem nicht-spezifischem subjektiven Klagen und einem hartnäckigen Beharren auf einem Organ oder Organsystem als Ursache der Störung.

Welche zwei Symptomgruppen lassen sich bei der somatoformen, autonomen Störung unterscheiden?

  1. Auf dieser Gruppe beruht die Diagnose F45.3 hauptsächlich: Beschwerden durch objektivierbare Symptome der vegetativen Stimulation, (Herzklopfen, Schwitzen, Erröten,...)
  2. Gruppe ist mehr idiosynkratisch, subjektiv und unspezifischer: Gefühle von fließenden Schmerzen, Brennen, Schwere etc., die vom Patienten einem bestimmten Organ oder System zugeordnet werden.

Nenne Beispiele für eine somatoforme autonome Störung!

  • Herzneurose (Richter & Beckmann 2004)
  • Magenneurose,
  • psychogene Flatulenz
  • psychogener Durchfall (Diarrhoe)

Welche zwei Hauptformen der Neurasthenie werden unterschieden?

  1. Hauptcharakterstikum: Vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen, häufig mit abnehmender Leistungsfähigkeit. Wird häufig als geistige Müdigkeit oder als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben
  2. Hauptsächlich Gefühle körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären oder anderen Schmerzen und der Unfähigkeit zu entspannen.

Wodurch ist die Fibromyalgie charakterisiert?

  • sie ist keine Störung der bekannten Klassifikationen, sondern wird eher von Rheumatologen gestellt
  • Schmerzen (auf Druck) an mindestens zwölf sog. "Tender-Points". Es werden ähnliche chronisch-entzündliche Prozesse postuliert, wie bei der chronischen Polyartritis, diese lassen sich allerdings nicht nachweisen.
  • Patienten bestehen meist hartnäckig auf einer körperlichen Ursache ihrer Erkrankung.

Wie wird im DSM-5 werden Somatisierungsstörung, somatoforme Schmerzstörung, Hypochondrie und die undifferenzierte somatoforme Störung zusammengefasst. Wie lautet der neue Begriff und was ändert sich dadurch?

Begriff im DSM-5: Somatische Symptomstörung



=> Die Frage ob eine organische Erkrankung vorliegt tritt in den Hintergrund. Entscheidend ist das somatische Symptom in Verbindung mit exzessiven Gedanken oder Verhaltensweisen im Bezug auf die somatischen Symtome oder in Bezug auf Gesundheits-Sorgen.

Welche Krankheiten gelten als klassische Psychosomatosen?

  • Bronchial-Asthma
  • Essentieller Bluthochdruck
  • Magengeschwüre
  • colitis ulcerosa (chronisch-entzündliche Darmerkrankung)
  • Morbus Crohn
  • Hyperthyreose (krankhafte Überfunktion der Schilddrüse)
  • Neurodermitis
  • Chronische Polyarthritis

Wie hoch ist laut Wittchen (2011) die 12-Monatsprävalenz für somatoforme Störungen?

5%, wobei ein deutlich höherer Anteil Frauen sind und die somatoformen Schmerzstörungen, sowie undifferenzierte somatoforme Störungen am häufigsten sind.



etwa 30% der Patienten in Hausarztpraxen weisen laut Fink et al. (1999) eine somatoforme Störung gemäß DSM-IV Kriterien auf.



[Patienten stammen häufig aus bildungsfernen Schichten und waren eher unbeschäftigt oder berentet, lebten von Krankengeld, sozialer Unterstützung oder Pension.]

Welche Fakten sind zum Krankheitsverlauf somatoformer Störungen bekannt?

  • Beginn in der Regel meist im späten Jugendalter. bzw. im frühen Erwachsenenalter
  • Verlauf ist meist chronisch mit fluktuierender Ausprägung bestimmter Symptome
  • Die Störung ist umso ausgeprägter und hartnäckiger, je stärker die Komorbidität mit anderen psychischen Störungen ist.

Welche Thesen werden zur hohen Konformität von somatoformen Störungen mit Depressionen aufgestellt?

  • somatoforme Störungen sind Ausdruck einer zugrundeliegenden Depression
  • somatoforme Störungen bewirken, wenn weitere prädisponierende Faktoren vorhanden sind, eine depressive Störung
  • Depressive Störungen bewirken, wenn weitere prädisponierende Faktoren vorhanden sind, eine somatoforme Störung
  • Somatoforme und depressive Störungen haben gemeinsame psychologische und biologische Ursachen.

Wie entstehen laut psychoanalytischer Theorie somatoforme Störungen und Psychosomatosen?

Sie entstehen unter dem Einfluss unbewusster emotionaler Zustände, die somatisch bewältigt werden.

Psychoanalytische Modelle der Somatoformen Störung: Was sind die Grundannahmen des Konversionsmodells?

Entstehung: Ein seelischer Konflikt wird ins Körperliche umgesetzt, insb. in sensorische und motorische Innervationen.



Die Körpersymptomatik symbolisiert die unbewussten Konfliktkomponenten, Wünsche, Befürchtungen oder Phantasien. Über-Ich-Verbote verhindern den regulären Ausdruck.



Das vom seelischen und körperlichen Erleben dissoziierte Körpersymptom resultiert als Kompromiss.



Psychoanalytische Modelle der Somatoformen Störung:Welche verschiedenen Untergruppen von "Ausdruckskrankheiten" werden definiert?

  • Konversion
  • Psychosomatose
  • Organneurose (unspez. Spannungszustand schädigt ein Organ)
  • Vegetative Neurose (vegetative Funktionen beeinträchtigt)

Was besagt das Modell der De- und Resomatisierung von Max Schur?

Schur sieht die menschliche Entwicklung von einer fortschreitenden Desomatisierung geprägt (vgl. kindl. Reaktionen auf Störungen).



Die zunehmende Reifung erlaubt mehr psychische, bewusste sekundärhafte Formen der Verarbeitung.



Unter anhaltendem Druck und nicht psychisch bewältigbarer Angst kann es zu einer Regression in Form von Re-somatisierung kommen.

Was versteht man unter Alexithymie?

Eine spezielle Persönlichkeitsstruktur bei Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen. Wesentliches Merkmal ist die Unfähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und mit Worten zu beschreiben.

Was sind die Merkmale der Alexithymie-Struktur?

Operatives Denken: Beschreibt eine relative qualitative Armut im Zugang zu Gefühlen, Beziehungen und inneren Vorgängen; das Denken mutet sehr technisch an.



Ich-Störungen: In Form partieller psychischer Unreife; rigide aber brüchige Abwehr; mangelnde Symbolisierungsfähigkeit; Beziehungsleere; Unfähigkeit von echten Übertragungsbeziehungen.


Psychosomatische Regression: Regression auf primitive Abwehr mit autodestruktiven Tendenzen in Form der Somatisierung.



Projektive Verdoppelung: Patient sieht den anderen so wie sich selbst. Verneinung der Originalität von selbst und anderen. Andere sind genaue Entsprechungen vom selbst.

Welche Fragebögen existieren zur Erfassung von Alexithymie?

  • Toronto-Alexithymie-Skala (TAS)
  • Levels of Emotional Awareness Scales (LEAS)

Wie wird das Konzept der Alexithymie heute gesehen.

weder als Folge noch Voraussetzung zur Entwicklung von Psychosomatosen



mittlerweile wird es mit dem Konzept der Mentalisierung in Verbindung gebracht.

Welchen Zustand bezeichnet der Giving-up-Given-up-Komplex nach Engel und Schmale (1967)?

  • er gilt als unspezifische Bedingung in der Ätiologie psychosomatischer Erkrankungen
  • Der Komplex ist im Kern durch die Affekte Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit charakterisiert.
  • Im zugehörigen Ich-Zustand dreht sich alles um die Wahrnehmung der Unerreichbarkeit von Versorgung und die Vermutung, dass sich dies niemals ändern werde.


[Der GuGu-Komplex ist der Depression ähnlich, aber sei ihr nicht gleichzusetzen, so die Autoren. Wird von ihnen als Vorbedingung für eine akute Depression beschrieben.]

Was versteht Rudolf (2008) unter dem Konzept der depressiven Somatisierung?

Die Somatisierung auf Basis eines zugrundeliegenden depressiven Konfliktes, (mit Elementen Objektverlust, Enttäuschungswut, autoaggressive Impulse, Selbstzweifel und -hass,) bei weiterbestehender Sehnsucht nach dem Objekt.



Beim Zusammenbruch der Abwehr erfolgt die Regression zur Grundstörung und damit der Ausbruch der körperzentrierten Symptomatik.



Körpersymptom und Symptomklage ermöglichen den Ausdruck unbewusster Bedürfnisse aus frühen enttäuschenden Beziehungserfahrungen.

Was steht im Zentrum verhaltenstherapeutischer Modelle somatoformer Störungen?

  • die maladaptive Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einzelne körperliche Prozesse
  • und deren Fehlinterpretation


[Kopfschmerzen z.B. als Hinweis auf einen Hirntumor]

Verhaltenstherapeutische Modelle der Somatoformen Störungen: Wozu neigen Somatisierungspatienten?

  • Katastrophisierende Bewertung von Körperempfindungen
  • zu ienem ausgeprägten Selbstkonzept von körperlicher Schwäche und geringer Belastbarkeit
  • Somatisierungspatienten neigen zu deutlich mehr autonomen Missempfindungen als Gesunde.
  • Verstärktes Checking des Körpers und Schonverhalten
  • negative Erwartungen hinsichtlich der eigenen Fähigkeit Schmerz zu beeinflussen und zu bewältigen.

Verhaltenstherapeutische Modelle der Somatoformen Störungen: Welches Problem erzeugt der Prozess der Aufmerksamkeits-fokussierung?

Er sorgt dafür, dass keine Habituation stattfindet, sondern eher immer mehr Körpermissempfindungen wahrgenommen und fehlinterpretiert werden.

Wie werden aus der gesprächspsychotherapeutischen Sicht somatoforme Störungen bewertet?

Bei Patienten mit somatoformen Störungen besteht laut Speierer (1994) eine mangelnde Integration des Körper-Selbst ins Selbstkonzept. Der eigene Körper wird als fremd und als nicht wirklich zum Selbst gehörig erlebt.



Laut Finke (2004) besteht zudem ein hohes Konformitätsideal mit Neigung zu Überanpassung und hohem Perfektionismus.


Die spontanen Wünsche nach emotionaler Spontanität und Hingabe stehen üblicherweise im krassen Gegensatz dazu und sind üblicherweise nicht symbolisiert.

Welche typischen Familienmuster sehen systemische Autoren bei Patienten mit somatoformer Störung?

  • Zu hohe oder zu niedrige Familienkohäsion entsprechend mit emotionaler Vernachlässigung oder übermäßiger Involviertheit
  • Die Familien sind unflexibel ggü. Veränderungen; Krankheit als Mittel Veränderungen herauszuzögern oder zu verhindern
  • Somatisierungsneigung schon bei den Eltern: Fürsorglichkeit bei Krankheit des Kindes, aber stark forderndes Verhalten, wenn es gesund ist.
  • Sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlungen, insb. bei Schmerzstörungen
  • Wettbewerb unter den Familienmitgliedern, wer die Kränkste ist bzw. die Etablierung einer sog. Sanatoriumsfamilie.

Welche Persönlichkeits-Organisation weisen die meisten Patientinnen mit somatoformer Schmerzstörung laut Fischer-Kern (2010) auf? In welchen Bereichen trifft das besonders zu?

60% der Patientinnen weisen eine Borderline-Persönlichkeitsorganisation auf. Dies fällt besonders in folgenden Bereichen auf:


  • Coping/Rigidität
  • Engagement in beruflichen und Freizeit-Aktivitäten
  • primitive Abwehr
  • Identität

Die ______________ ist bei Patienten mit somatoformen Störungen besonders problematisch.

_Erkennung von Emotionen anhand von Gesichtern_



[dementsprechend sind auch die ToM-Fähigkeiten und die Wahrnehmung eigener Emotionen eingeschränkt]

Welches mimisch-affektive Verhalten zeigen Patienten mit somatoformen Schmerzstörungen besonders häufig?

aggressive Affekte, insbesondere Verachtungsmimik. (Dabei wurden sie aber vom klinisch geschulten Interviewer noch übertroffen)

Welche neurobiologischen Korrelate konnten für die Empathieprobleme bei Patienten mit somatoformen Störungen gefunden werden?

  • Greck et al. (2012): Verringerte Aktivität in ansonsten mit der Wahrnehmung von Emotionen verbundenen Bereichen, beim Anschauen von Gesichtern mit Affektmimik
  • Noll-Hussong et al. (2013): Geringere Aktivierung von empathic affective networks (insb. perigenualer ACC) im Vergleich zu Gesunden bei der Betrachtung von Schmerzbildern.

Wie lautet die Trauma-Definition des DSM-IV?

  • Potenzielle oder reale Todesbedrohungen, ernsthafte Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Versehtheit bei sich selbst oder anderen Personen
  • Auf diese reagieren die Betroffenen mit intensiven Gefühlen wie Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken.

Wie lautet die Defintion eines psychischen Traumas nach Fischer und Riedesser (2003)?

"Ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und weltverständnis bewirkt."

Traumata werden unter anderem nach ihrer Ursache unterschieden. Welche beiden Typen werden dabei definiert?

  • Zufällige Traumata: Katastrophen und Unfalltraumata, z.B. Naturkatastrophen oder berufsbedingte Katastrophen
  • "Man-made disasters: Gewalterlebnisse, sexuelle oder körperliche Misshandlungen, Vergewaltigungen, Kriegserfahrungen und Massenvernichtungen, Folter, Inhaftierung und Geiselnahme etc.


Das Gefühl von Kontrolle, Zugehörigkeit zu einem Beziehungssystem und Sinn wird verändert bzw. schwer erschüttert.

Terr (1995) unterscheidet psychische Traumta abhängig von der Dauer des traumatisierenden Ereignisses. Wie sieht seine Unterscheidung aus?

Typ-I-Traumatisierung: entsteht durch einzelne kurz andauernde, meist plötzliche Ereignisse (Unfälle, Vergewaltigungen, Überfälle, etc.). Charakteristisch ist eine aktue Bedrohung bzw. Lebensgefahr, Überraschung und Plötzlichkeit.


Typ-II-Traumatisierung: entsteht durch länger andauernde, mehrmalige, sich wiederholende Traumata (Geiselhaft, Folter, Krieg, wiederholte sexuelle, körperliche Gewalt gg. Kinder, häusliche Gewalt, etc). Diese Art von Traumatisierung ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl verschiedener traumatischer Einzelereignisse und eine geringe Vorhersehbarkeit des traumatischen Geschehens

Typ-II-Traumatisierungen bzw. mutwillig von Menschen herbeigeführte Traumatisierungen gelten als gravierender. Wie sind ihre Folgen zu bewerten?

  • Die Folgen einer solchen Traumatisierung sind langwieriger
  • Es können Anpassungsprozesse auftreten, die als Versuche der Betroffenen verstanden werden, die traumatische Situation, gedanklich, emotional oder auf Verhaltensebene erträglicher zu gestalten.
  • Kommt es bereits im Kindes- und Jugendalter zu einer solchen Traumatisierung, kann dadurch die gesamte Entwicklung des Individuums nachhaltig verzerrt und geschädigt werden.

Welche Pathologien können aus einem Trauma erfolgen?

  • Anpassungsstörung
  • Akute Belastungsreaktion
  • PTBS
  • Persönlichkeitsänderung (komplexe PTSD), Persönlichkeitsstörung
  • Depression, Angst, Somatisierung, Sucht, Dissoziation (DASSD)

Welche Folgen kann eine akute Belastungsreaktion nach erlittenem Trauma haben?

  • Sie wird integriert/kompensiert (Salutogenese)
  • Sie kann zu DASSD führen
  • oder zu einer PTBS.


[Die PTBS kann wiederum zu DASSD führen und umgekehrt, oder durch Integration/Kompensation "heilen"]

Welche Folgen kann eine Anpassungsstörung nach erlittenem Trauma haben?

  • Sie kann unmittelbar bewältigt und dadurch integriert und kompensiert werden
  • Sie kann auch durch Integration/Kompensation überwunden werden, ohne dass dabei eine Bewältigung stattfindet.
  • Oder sie führt zu Komorbiditäten (Depression, Angst, Sucht, Somatisierung, Dissoziation)

Was sind die diagnostischen Kriterien nach ICD-10 für eine akute Belastungsreaktion?

Es muss ein unmittelbarer zeitlicher Zusammenhang zwischen einer ungewöhnlichen Belastung und dem Beginn der Symptome liegen. Die Reaktion beginnt innerhalb von Minuten, wenn nicht sofort.



  1. Es tritt ein gemischtes und gewöhnlich wechselndes Bild auf; nach dem anfänglichen Zustand von Betäubung, werden Depression, Angst, Ärger, Verzeweiflng, Überaktivität und Rückzug beobachtet. kein Symptom ist längere zeit vorherrschend.
  2. Die Symptome sind rasch rückläufig, längstens innerhalb von wenigen Stunden, wenn eine Entfernung aus der belastenden Umgebung möglich ist. In den Fällen, in denen die Belastung weiter besteht oder in denen sie naturgemäß nicht reversibel ist, beginnen die Symptome in der Regel nach 24-48h abzuklingen und sind gewöhnlich nach 3 Tagen nur noch minimal vorhanden.

Welche Symptome hebt das DSM-IV bei der akuten Belastungsreaktion hervor?



Wie wird der Zeitrahmen für die Diagnose gesetzt?

  • Das DSM-IV hebt dissoziative Symptome sowie "Wiederholungen" hervor (Bilder, Gedanken, Träume, Flash-Backs, etc.) und daher eine deutliche Vermeidung von Trauma-Cues
  • Der Zeitrahmen: die Sörung dauert mindestens zwei Tage, aber höchstens 4 Wochen. Sie tritt auch innerhalb von 4 Wochen nach dem traumatischen Ereignis auf.

[eine massive akute Belastungsreaktion erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine nachfolgende PTBS (Hausmann 2006)]

Was kennzeichnet die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?

Die Entwicklung charakteristischer Symptome nach der Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis.



Dieses traumatische Ereignis beinhaltet das direkte Erleben einer Situation, die mit dem Tod oder der Androhung des Todes, einer schweren Verletzung oder anderer Bedrohungen der körperlichen Unversehrtheit zu tun hat oder die Beobachtung einer dieser Ereignisse.

Wie lauten die ersten 3 diagnostischen Kriterien für eine PTBS nach ICD-10 (A-C)?

A. Die Beroffenen waren einem kurz oder lang anhaltenden Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, dass nahezu bei jedem eine tief greifende Verzweiflung auslösen würde.



B. Anhaltende Erinnerungen, oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen (Flash-Backs), durch lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durc hinnere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen.



C. Umstände, die der Belastung ähneln, oder mit ihr in Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden. Vor dem belastenden Ereignis bestand dieses Verhalten noch nicht.

Welche Symptome müssen laut ICD-10 für die Diagnose einer PTBS außerdem auftreten, um eine PTBS diagnostizieren zu können (Kriterien D und E)?

D. Eine der folgenden Symptomgruppen:


  1. Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern.
  2. Anhaltende Symptome einer erhöhten Sensitivität und Erregung (vor der Belastung noch nicht vorhanden) mit zwei der folgenden Merkmale: Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit oder Wutausbrüche, Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilanz, erhöhte Schreckhaftigkeit


E. Die Symptome treten innerhalb von 6 Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf.

Was sind die Hauptsymptome für eine PTBS im DSM-IV?

  • Intrusionen
  • Vermeidungsverhalten/Numbing (emotionale Betäubung)
  • Hyperarousal


[Das Wechselspiel der gegensätzlichen psychischen Zustände von Intrusionen und Vermeidung ist ein typisches Syndrom der PTBS und verhindert eine psychische Integration des traumatischen Ereignisses.]

Was versteht man nach Flatten et al. (2001) unter einer "late onset PTSD?

PTBS-Symptome treten meist innerhalb der ersten 6 Monate nach dem Traumazeitpunkt auf.


Bei einem Viertel der Patienten beginnt die PTBS zwar früh, bricht aber erst später nach einem erneuten extremen Stress- oder kritischen Lebensereignis aus

Wie sind die epidemiologischen Zahlen der PTBS für die EU nach Wittchen et al. (2011)?

  • Ein-Jahres-Prävalenz: 1,1 bis 2,9%
  • Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer
  • Bei Frauen wird ein chronischer Verlauf der Störung etwa viermal so häufig diagnostiziert. (Hausmann 2006)

Was sind prozentual die häufigsten traumatischen Ereignisse für die Entstehung einer PTBS?

Eine PTBS entsteht bei:


  • ca. 50% der Opfer von Vergewaltigung oder sexuellen Missbrauchs
  • ca. 25% der Opfer anderer Gewaltverbrechen
  • ca. 20% der Opfer von Verkehrsunfällen mit Personenschaden
  • bei 10-20% der Patienten mit einer lebensbedrohlichen Krankheit
  • 8-20% der Einsatzkräfte in Routinediensten (Polizei, Feuerwehr, etc.)
  • 3-10% der Opfer sowie 9-17% der Helfer von Katastrophen
  • ca. 5% der Zeugen von Unfällen und Gewalthandlungen.

Worin soll sich nach ICD-10 eine andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung äußern?

Die Persönlichkeitsänderung muss andauernd sein und sich in unflexiblem und unangepasstem Verhalten äußern, dass zu Beeinträchtigungen in den zwischenmenschlichen, sozialen und beruflichen Beziehungen führt.



[Die Persönlichkeitsänderung sollte fremdanamnestisch bestätigt werden.]

Welche vorher nicht beobachteten Merkmale müssen laut ICD-10 bei einer Person vorliegen, um eine Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung zu diagnostizieren?

  1. Eine feindliche und misstrauische Haltung der Welt gegenüber
  2. sozialer Rückzug
  3. Gefühle der Leere und Hoffnunglosigkeit
  4. ein chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein, sowie
  5. Entfremdung

Welche hinreichenden Bedingungen müssen laut ICD-10 noch erfüllt sein, um eine Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung zu diagnostizieren? (Ausschlusskriterien)

  • Eine Persönlichkeitsänderung muss mindestens zwei Jahre lang vorhanden sein
  • Sie darf nicht auf eine vorher bestehende Persönlichkeitsstörung oder eine andere psychische Störung außer eine PTBS zurückzuführen sein
  • Eine schwere Schädigung oder Krankheit des Gehirns, die die gleichen klinischen Bilder verursachen kann, muss ausgeschlossen werden.

Welche Situationen können laut Herman (2003) zu einer komplexen traumatischen Belastungsstörung führen (kPTBS, bzw. cPTSD)?

Der Patient war über einen längeren Zeitraum (Monate oder Jahre) totalitärer Herrschaft unterworfen, wie z.B. Geiseln, Kriegsgefangene, KZ-Überlebende, aber auch Menschen, die in familiären oder sexuellen Beziehungen totale Unterdrückung erlebten (häusl. Gewalt, Kindesmisshandlung, sexueller Missbrauch oder Ausbeutung)

Welche charakteristischen Symptome beschreibt Herman für die kPTBS?

  1. Störungen der Affektregulation: Autoaggressivität und extreme Emotionen
  2. Bewusstseinsveränderungen: Traumabez. Amnesie oder Hypermnesie, Derpersonalitsation/Derealisation, Intrusionen etc.
  3. Gestörte Selbstwahrnehmung: Ohnmacht, Scham- und Schuldgefühle
  4. Gestörte Wahrnehmung des Täters: z.B. Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit
  5. Beziehungsprobleme: z.B. durch Isolation, Rückzug, gestörte Intimbeziehungen
  6. Veränderung des Wertesystem: z.B. Verlust fester Glaubensinhalte, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.


[Die Diagnose ist umstritten und nicht Bestandteil des DSM-IV oder ICD-10!]

Was versteht man unter einer Anpassungsstörung?

Eine Reaktion auf ein lebenskritisches Ereignis unterhalb der Traumaschwelle. Sie äußert sich in subjektivem Leiden und emotionaler Beeinträchtigung, die die sozialen Funktioen und Leistungen betreffen.

Weitaus größerer Bedeutung als bei den anderen Traumastörungen kommt hier der individuellen Disposition/Vulnerarbilität zu, die Belastung ist aber ursächlich für die Entstehung der Störung.

Welche Formen der Anpassungsstörung werden unterschieden (Hausmann 2006)?

  1. Kurze depressive Reaktion (< 1 Monat)
  2. längere depressive Reaktion (< 2 Jahre)
  3. Angst und depressive Reaktion (beide mild) gemischt
  4. AS mit vorwiegender Beeinträchtigung anderer Gefühle (Sorgen, Anspannung, Ärger)
  5. mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
  6. mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
  7. mit sonstigen spezifischen deutlichen Symptomen.

Welche Motive spielen laut Groth (1986) in den meisten Fällen von Vergewaltigung die größte Rolle?

Es ist NICHT die sexuelle Befriedigung!



  1. Machtverlangen (70%)
  2. Ausdruck von Wut (25%)
  3. Sadismus (5%)

Welche Formen sexuellen Missbrauchs unterscheidet Engfer (2005)?

Leichtere Formen (ohne Körperkontakt): Exhibitionismus, anzügliche Bemerkungen, das Kind gegen seinen Willen beim Baden oder Anziehen beobachten, ihm pornografische Filme zeigen.


Wenig intensive Missbrauchshandlungen: Versuche die Genitalien des Kindes anzufassen, Berühren der Brust, sexualisierte Küsse:



Intensiver Missbrauch: Berühren oder Vorzeigen der Genitalien, Opfer zur Masturbation Zwingen, oder Masturbieren des Täters vor dem Opfer.



Intensivste Form: Versuchte oder vollzogene orale, anale oder vaginale Vergewaltigung

Thiel (2007): Sexuelle Penetration und Vernachlässigung beeinflussen die OPD-Strukturmerkmale mit Affekbezug negativ.


(Affektwahrnehmung, Affektdekorierung, Affekttoleranz und Affektmitteilung)



Welche Auswirkungen hat die Penetration?

Welche Auswirkungen hat die Vernachlässigung?

Penetration: Speziell negative Auswirkungen auf Abwehr, Selbstwahrnehmung, Kommunikation und auf die selbstbezogenen Strukturmerkmale; auch die Selbststeuerungsfähigkeit und die Antizipation sind vermindert.



Vernachlässigung: speziell negative Auswirkungen auf alle Merkmale der Objektwahrnehmung, auf die Fähigkeit zur Loslösung und Variabilität der Bindung, sowie auf die Gruppenscores der objektbezogenen Strukturmerkmale.



Starke Vernachlässigung: Verstärkte Ausprägung des Abhängigkeit/Autonomie-Konfliktes.

Wie ist nach einer Studie von Sack et al. (2009) das Verhältnis von Patienten mit kPTBS zu ihrer Sexualität?

  • 80% berichten von einer Störung ihrer Sexualität, am häufigsten generelle Abneigung
  • 60% der Patienten zeigen sogar eine Abneigung gegen körperliche Berührung
  • 25% der Patientinnen und 50% der Patienten mit kPTBS berichten hingegen von sexuellem Risikoverhalten.

In welche 3 Phasen untergliedern Fischer und Riedesser den Prozess der psychischen Traumatisierung?

  1. Traumatisches Ereignis bzw. traumatische Situation
  2. Traumatisches Erleben
  3. Traumatische Reaktion, bzw. traumatischer Prozess, der zu verschiedenen Traumafolgen führen kann.


[der Prozess wird analog zur Immunreaktion des Körpers verstanden, also als komplexer Abwehrvorgang]

Beschreibe das Verlaufsmodell der psychischen Traumatisierung nach Horowitz (1979)!


[S.366]

  • Der Zyklus beginnt mit der traumatischen Situation, auf die Phase I folgt (Aufschrei/ Überflutung). Auf diese reagiert das Individuum mit Abwehr.
  • Darauf folgt Phase II (Vermeidung/ Verleugnung/Abstumpfung)
  • In Phase III kommt es zu Intrusionen, es drängen sich der Person also Bilder und Gedanken auf.
  • Ohne Erhöhung der Selbstberuhigungs- kompetenz werden die Intrusionen primär durch Abwehr zu kontrollieren versucht, (zurück zu Phase II)
  • Horowitz setzt in ihrem Modell daher auf eine Lockerung/Schwächung der Abwehr und ein ein durch Selbstberuhigung. (II => III => IV)
  • Dadurch kann der Betroffene in Phase IV die Intrusionen durcharbeiten und den traumatischen Zyklus zu einem relativen Abschluss bringen

Welche Phasen der Verarbeitung eines psychischen Traumas nennt Horowitz (1979)?

  1. Peritraumatische Expositionsphase
  2. Verleugnungsphase
  3. Phase des Eindringens von Gedanken und Erinnerungsbildern
  4. Phase bzw. Erlebniszustand des Durcharbeitens
  5. Relativer Abschluss

Was kennzeichnet die peritraumatische Expositionsphase nach Horowitz (1979)?

  • Eine normale Reaktion in dieser Phase wäre durch Angst, Trauer und Wut gekennzeichnet
  • Bei der pathologischen Variante tritt eine Überflutung durch die überwältigenden Eindrücke in den Vordergrund.
  • Die Betroffenen befinden sich häufig über eine relativ lange Zeitspanne hinweg in einem Zustand der von Panik und Erschöpfung bestimmt ist.

Wann gilt die letzte Phase im Traumatisierungsmodell (relativer Abschluss) von Horowitz als erreicht?

wenn die Person die traumatische Situation erinnern kann, ohne zwanghaft daran denken zu müssen.

Psychoanalytische Modelle der Traumafolgestörungen: Was entsteht psychisch bei den Betroffenen, wenn sie an kumulativen Traumata erkranken (Typ II)?

  • Täter-Introjekte: Innerpsychische Repräsentanzen der traumatisierenden Person, die eine unbewusste Wiederholung des Traumas konstitutieren, oft in Form autoaggressiver Muster.
  • Andererseits werden die traumatischen Erlebnisse und Beziehungserfahrungen tendenzell von der Erinnerung abgespalten.

Psychoanalytische Modelle der Traumafolgestörungen: Bei frühen Traumatisierungen kann es zur "Identifizierung mit dem Aggressor" kommen. Was ist damit gemeint?

  • Die Identifizierung mit dem Aggressor entsteht, wenn es sich bei der traumatisierenden Person (Aggressor) um eine nahe Bezugsperson des Opfers handelt.
  • Im Moment der Traumatisierung ist das Bedürfnis des Opfers nach einer schützenden Sicherheit gebenden Bindungsperson maximal aktiviert.
  • Dadurch, dass Bindungsobjekt und Aggressor die selbe Person sind, ist die Bindungsperson nicht verfügbar. Das Bedürfnis nach Sicherheit wird daher vom Opfer an den Aggressor herangetragen.

Psychoanalytische Modelle der Traumafolgestörungen: Welche Folgen hat die Verinnerlichung der traumatsierenden Beziehung?

  • Es entstehen übermächtige und potenziell vernichtende Objektrepräsentanzen
  • Außerdem bilden sich in Anlehnung an die traumatische Szene auch Selbstrepräsentanzen, die vor allem durch Schuld und Wertlosigkeit geprägt sind.
  • Die häufig anzutreffende Attribuierung von eigener Schuld ("Ich habe meinen Stiefvater provoziert") beinhaltet zugleich die Vorstellung, dass es auch die Möglichkeit gegeben hätte, das traumatische Ereignis zu verhindern/zu kontrollieren.

Psychoanalytische Modelle der Traumafolgestörungen: Welche psychischen Funktionen erfüllen reinszenierende Beziehungen für die Opfer einer Traumatisierung?

  • Wiederholung der verinnerlichten Beziehung, Bestrafung für die eigene vermeintliche frühere Schuld
  • Sie beinhalten den Versuch, den neuen Partner/das neue Objekt zu einem anderen, z.B. liebevolleren Verhalten zu bringen (Reinszenierung = das neue Objekt ist dem ursprünglichen Aggressor ähnlich), was symbolisch einer Heilung gleichkäme.
  • Reinzenierende Beziehungen geben das zumindest rudimentäre Erleben von Kontrolle über die übermächtigen inneren Objekte.


[Die Theorie erklärt auch, dass potenziell "gute" Partner von Traumaopfern als nicht attraktiv erlebt werden.]

Verhaltenstherapeutische Modelle der PTBS: Sack (2010) unterscheidet zwei Kategorien von postraumatischen Symptomatiken. Was sind für ihn primäre posttraumatische Symptomatiken?

z.B. Intrusionen, traumaassoziierte Ängste und dissoziative Reaktionen



Sei sind die direkte Folge der unzurreichenden Verarbeitung bzw. der damit verbundenen Angst

Verhaltenstherapeutische Modelle der PTBS: Sack (2010) unterscheidet zwei Kategorien von postraumatischen Symptomatiken. Was sind für ihn sekundäre posttraumatische Symptomatiken?

z.B. Vermeidungsverhalten, sozialer Rückzug und Suchtmittelkonsum


Sie sind traumakompensatorische Anpassungsleistungen in Reaktion auf die primären Traumafolgen, die zwar kurzfristig eine Entlastung (z.B. weniger Angst) bewirken, aber langfristig negative Konsequenzen und Einschränkungen mit sich bringen.

Welche Folgen eines traumatischen Ereignisses nehmen kognitive Modelle an (Beck et al. 1985)?

  • Erschütterung grundlegender Überzeugungen und Erwartungen (z.B. Sicherheit, Selbstwirksamkeit)
  • Bereits vor dem traumatisierenden Ereignis bestehende dysfunktionale Schemata könnten durch das Trauma bestätigt und intensiviert werden

Wie erklären lerntheoretische Modelle die PTBS (z.B. Steil 2000)?

Mit der Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer:



  1. Verknüpfung von Merkmalen der traumatischen Situation mit emotionalen Reaktionen durch Klass. Konditionierung. (Ähnliche S können also vergleichbar R auslösen.)
  2. Vermeidung der Stimuli und kompensatorisches Verhalten (Aggression, Alkoholabusus) führen via operanter Konditionierung zur Aufrechterhaltung der Störung. Die negative Verstärkung (emotionale Reaktionen) bleibt zwar aus, es wird aber auch eine Löschung der Konditionierung verhindert.

Um welchen Faktor erweitern Ehlers und Clark (2000) das kognitive Modell der PTBS?



Welche Bedeutung hat dieser Faktor für den Verlauf der Erkrankung?

Sie erweitern das kognitive Modell um den Faktor der individuellen Interpretation des traumatischen Ereignisses, aber insbesondere auch seiner Konsequenzen:



Werden die Symptome der PTBS vom Betroffenen als Teil des Genesungsprozesses interpretiert, entwickelt sich die Störung positiver, als bei katastrophisierenden Interpretationen (z.B. "Ich werde verrückt!").




Katastrophisierende Interpretationen verstärken das Sicherheits- und Vermeidungsverhalten und damit auch die Aufrechterhaltungsschleifen.

Verhaltenstherapeutische Modelle der PTBS: Ehlers und Clark betonen in ihren Arbeiten die Besonderheiten des Traumagedächtnisses. Warum?

Die Enkodierung des Traumagedächtnisses ist primär "daten-gesteuert", d.h. sensorisch.



Der übliche Gedächtnisprozess ist aber "konzeptuell-gesteuert" und bezieht Bedeutung und Kontext der Informationen mit ein.


Im Traumagedächtnis wird also die traumatische Erinnerung nicht genügend elaboriert ins autobiographische Gedächtnis eingetragen, sodass es zu den typischen Schwierigkeiten kommt, die Erinnerungen bewusst abrufen zu können.

Aus welchen Elementen besteht das ätiologische Rahmenmodell der Traumafolgestörungen nach Maercker und Karl (2005)?

  1. Risiko- und Schutzfaktoren
  2. Ereignisfaktoren
  3. Aufrechterhaltungsfaktoren
  4. Gesundheitsfördernde Faktoren
  5. Posttraumatische Prozesse und Resultate (enthält auch die Möglichkeit der Reifung)

Welche neurobiologischen Korrelate stehen mit akut hohem Stress in Verbindung?

  • Freisetzung des Neurotransmitters Noradrenalin (aus NNR und NS)
  • periphere sympathische Aktivierung (Fight-Flight-System)
  • CRF (corticotropin releasing factor) vermittelt die Aktivierung der HHNA (Hypophysen-Hypothalamus-NNR-Achse) => Hyperarousal, attention focus

Auf welchen geistigen Prozesse nimmt die Aktivierung der HHNA via CRF Einfluss?

Gedächtnisbildung

Welcher neurobiologische Prozess setzt bei lang anhaltendem Stress ein?

Gegenregulierung durch Herabsetzung der Noradrenalinsensitivität => Hypokortikolismus

Mit welchen neurobiologischen Abweichungen wird die dysfunktionale Informationsverarbeitung bei der PTBS in Verbindung gebracht?

Abweichungen im mPFC, in der Amygdala sowie im Hippocampus (Volumenreduktion) werden für die Symptomgenese verantwortlich gemacht.



Zudem wird eine Minderaktivierung im dorsalen und rostralen anterioren Cingulum sowie im vmPFC beim Vorliegen einer PTBS berichtet. (Etkin & Wager 2007)