Use LEFT and RIGHT arrow keys to navigate between flashcards;
Use UP and DOWN arrow keys to flip the card;
H to show hint;
A reads text to speech;
180 Cards in this Set
- Front
- Back
Welche Funktion hatte die Aufklärung im alten Hellas?
|
Sie besorgte das Geschäft,
die Philosophie zu säkularisieren, die autoritative Überlieferung in Frage zu stellen und der Autoritätsgläubigkeit die Skepsis entgegenzusetzen |
|
Welche Auswirkung hatte dies?
|
Der Mensch rückt selbst in den Vordergrund philosophierenden Denkens.
|
|
Wer wahren die Träger dieser Aufklärung?
|
Die Sophisten.
|
|
Wer gilt als Begründer der Sophistik?
|
Protagoras von Athen
|
|
Wie lautet der berühmte Homomensura-Satz von Protagoras?
|
Der Mensch ist das Mass
aller Dinge |
|
Worin besteht für Protagoras Gerechtigkeit?
|
Für Protagoras gibt es weder ein göttliches Recht, noch ein allgemeines Naturrecht,
sondern jeder Staat bestimmt selbst, was für ihn gerecht ist. |
|
Was fordert Protagoras?
|
Protagoras fordert politische Gleichheit der Bürger in dem Sinne, dass alle Bürger in der
Volksversammlung Redefreiheit geniessen und dass allen die Staatsämter in der gleichen Weise zugänglich sind, sodass kein Bürger infolge seiner Geburt oder seines Berufes von der Erlangung irgendeines Staatsamtes ausgeschlossen ist. Protagoras hat die erste theoretische Rechtfertigung der Volksherrschaft zu geben versucht. |
|
Hatten die Sophisten eine einheitliche philosophische Lehre?
|
Nein! So gab es auch
Sophisten, die nach einem Massstab suchten, an dem das positive Recht auf seine Richtigkeit hin geprüft werden kann. |
|
Als was wird dieser Massstab angesehen?
|
Als dieser Massstab wird die Natur (Physis) angesehen. Man nennt
daher das auf der „Natur“ beruhende Recht das Naturrecht, das dem staatlichen Recht (Nomos) gegenübergestellt wird |
|
Die sophistische Naturrechtslehre gabelt sich in zwei Hauptströmungen, welche?
|
Das Naturrecht des
Stärkeren und das Naturrecht des Schwächeren |
|
Wer ist Hauptvertreter des "Naturrechts des Stärkeren"?
|
Kallikles.
|
|
Welche Kritik hat Kallikles an dem Positiven Recht?
|
Er glaubt sie seien von den Schwachen und von den grossen Massen gemacht worden. Die stärkeren wollen sie einschüchtern und sagen ihnen es sei ungerecht einen Vorteil zu suchen. <- Darin besteht nach Kallikles die Ungerechtigkeit
|
|
Was stellt Kallikles dem von den Schwachen gemachten positiven Recht gegenüber?
|
Das wahre Naturrecht.
|
|
Was beweist die Natur laut Kallikles?
|
Sie beweist das es gerecht ist wenn der Bessere mehr hat als der Schlächtere.
|
|
Was ist an Aristoteles' Naturbegriff anders als bei den moderen Wissenschaften?
|
Er geht von einem teleologischen Naturbegriff aus.
|
|
Wie nennt Aristoteles das mögliche Sein?
|
Potenz.
|
|
Wohin strebt die Natur laut Aristoteles?
|
Auf ein ziel hin, ein Telos.
|
|
Wie nennt Aristoteles das wirkliche Sein?
|
Akt.
|
|
Wie nennt Aristoteles das in sich haben des Zieles?
|
Entelechie.
|
|
Wie erfolgt die Vollendung des wahren Wesens des Menschen?
|
durch die Ausprägung seiner vernunft.Daraus folgt, dass alles menschliche Tun dann gut und richtig ist, wenn es auf die Verwirklichung
der menschlichen Vernunftnatur gerichtet ist. Das Gute und Richtige und damit die Normen seines Verhaltens findet der Mensch also in dem durch seine Natur Vorgegebenen. Auch die Inhalte des Rechts sind deshalb nicht beliebiger Art |
|
Wann ist das Tun de Menschen, laut Aristoteles, gut und richtig?
|
Wenn es auf die Erfüllung der menschlichen Vernunftnatur gerichtet ist.
|
|
Was ist das positive Recht bei Aristoteles?
|
Etwas Zusammengesetztes. Es enthält sowohl Bestandteile,
die zum natürlichen Recht gehören, wie solche, die auf menschlicher Satzung beruhen. |
|
Was ist der Staat laut Aristotles?
|
Er gehört zu den von Natur bestehenden Dingen. Es folgt daraus, dass der Mensch von Natur, d.h. nach seiner
Zweckbestimmung, ein politisches Lebewesen, ein zoon politikon ist. |
|
Was ist laut Aristotles der Staatszweck?
|
Der gemeinsame Nutzen, das Gemeinwohl.
|
|
Der Staat ist also laut Aristotles von Natur. Was gehört zum Wesen des Staates?
|
Der Gegensatz von Herrschen und
Beherrschtwerden. Dieser Gegensatz muss also auch von Natur sein. |
|
Was ist also der Sklave?
|
Ein Mensch der von Natur aus unfrei ist.
|
|
Was ist mit den Sklaven aus Krieg?
|
Dies beruhht auf Kriegsrecht und nicht auf der Natur. Aristoteles
ist grundsätzlich der Meinung, dass die Anwendung dieses Kriegsrechtes gegenüber Griechen nicht richtig sei, wohl aber sei es gerecht, besiegte Fremdvölker zu versklaven. |
|
Was meint Aristotles zur gleichheit von Mann und Frau?
|
Das männliche ist von Natur das bessere, das weibliche das schlechtere, weshalb ersteres
herrscht und letzteres beherrscht wird. <- keine Gleichberechtigung |
|
Wie rechtfertigt Aristotles den Krieg?
|
Naturrechtlich, zu zwecken der Sklaverei! Selbstverständlich nur gegen die nichthellenischen Barbaren erklärt er ihn für zulässig, weil diese zu dienen bestimmt sind im Gegensatz zum griechischen Volk, dem von
Natur die Aufgabe zu herrschen zugefallen ist. |
|
Welches waren die allgemeinen Tendenzen der nacharistotelischen Zeit?
|
1. Der Individualismus
2. Der Egalitarismus 3. Der Kosmopolitismus |
|
Tendenz 1: Individualismus, was ist darunter zu verstehen?
|
Die Autonomie Griechenlands ist durch die Kriege verloren gegangen. Es besteht die Tendenz, sich in das Privatleben zurückzuziehen. In erster Linie wird
das Glück in persönlicher Hinsicht gesucht. Damit geht die Loslösung der Ethik von der Politik einher. Bisher war die Ethik immer mit der Politik verbunden gewesen. |
|
Tendenz 2: Der Egalitarismus, was ist darunter zu verstehen?
|
Alle Menschen sind einander im Grunde genommen gleich. Idee
der allgemeinen Menschengleichheit.Das führt weiter dazu, dass auch alle Menschen allgemein gleiche Rechte haben, die von der Staatsgewalt zu respektieren sind. Weiter, dass ein gleiches objektives Recht für alle gelte. |
|
Tendenz 3: Der Kosmopolitismus, was ist darunter zu verstehen?
|
Alle Menschen erscheinen als Mitglieder eines grossen Reiches, des römischen Reiches. Man
sieht sich in einem grossen Weltreich vereinigt. |
|
Was waren die verschiedenen Epochen der Stoa?
|
1. Ältere Stoa: Begründer Zenon (etwa 340-265 v. Chr.).Zur älteren Stoa gehört auch Chrysippos (ca. 280-209 v. Chr.).
2. Mittlere Stoa: vertreten durch Panaitios (etwa 180-110 v. Chr.) und Poseidonios (etwa 135-50 v. Chr.), dem Lehrer Ciceros auf Rhodos. 3. Jüngere Stoa: die römische Stoa, vertreten durch Lucius Annaeus Seneca (3-65 n. Chr.), durch den ehemaligen Sklaven Epiktet (50-130 n. Chr.) und die römischen Kaiser Hadrian (96-138 n. Chr.), Antoninus Pius (86-161 n. Chr.) und Marc Aurel (121-180 n. Chr.). |
|
Welches Ziel verfolgt die stoische Philosophie?
|
Sie will den Weg zur
wahren Glückseligkeit weisen. Glückselig leben aber heisst für sie tugendhaft und naturgemäss leben. |
|
Welches sind die vier Kardinaltugenden bei den Stoikern wie auch bei Platon?
|
Einsicht, Tapferkeit, Gerechtigkeit
und Selbstbeherrschung. |
|
Worin besteht das Wesen der Gerechtigkeit?
|
Die ältere Stoa antwortet darauf wie folgt: Gerechtigkeit
ist das Wissen, welches jedem zuteilt, was ihm gebührt. „Jedem das Seine zuteilen“ = Suum cuique tribuere. |
|
Was rückt bei den Stoikern wieder in den Vordergrund?
|
Der Gottesgedanke, der in der griechischen Aufklärung so sehr zurückgetreten war, rückt nun
auffallend wieder in den Vordergrund. |
|
was bedeutet Monotheismus wie es bei den Stoikern vorkommt?
|
Einen allumfassenden Gott.
|
|
Was ist bei den Stoikern der Logos?
|
Gottes Vernunft ist der Logos. Und so wie Gott in der ganzen Natur tätig ist, muss auch der
Logos überall wirksam sein. |
|
Als was kann dieser Logos bezeichnet werden?
|
Als Weltgesetz oder Naturgesetz (lex Naturae).
|
|
Warum sind die Stoiker der Auffassung das dass Naturgesetz als Wertskala dienen kann?
|
Weil es Vernünftig ist.
|
|
Worin besteht die doppelte Bedeutung der lex Naturae?
|
Sie ist einerseits Norm, also ein
Sollen. Andererseits ist sie ein Sein, eine Tatsache. |
|
Worin besteht die Problematik der stoischen lex Naturae?
|
Wenn die Vernunftethik aus der Natur folgt, müsste sie sich aus allen Naturvorgängen ableiten lassen. Indessen wird das Sittengebot offensichtlich von der Gesamtnatur nicht bestätigt.
|
|
Worin liegt die Glückseligkeit bei den Stoikern?
|
In der Freiheit von Affekten, in der Apatheia. Es wird nicht mehr in der Staatstätigkeit gesehen (wie bei Aristoteles)!
|
|
Wie war die Stoische Einstellung zur göttlichen Fügung?
|
Die Stoa lehrt die Menschen, das Los, das ihnen beschieden ist, als göttliche Fügung hinzunehmen. Mann muss das Angenehme und das Schwere dankbar aus Gottes Hand annehmen.
|
|
Was bewirkte diese Einstellung der Stoiker?
|
Eine soziale und politische Lähmung!
|
|
Warum wahren die Stoiker gegen die Reformen der Volkspartei?
|
Weil sie darin eine Gefährung des Besitzes sahen.
|
|
Wann lebte Cicero?
|
106- 43 v. Chr.
|
|
Hat cicero ein selbständiges philosophisches System?
|
Nein, er ist Eklektiker, aus der
griechischen Philosophie wird das herausgehoben, was richtig und brauchbar erscheint. |
|
Welche eigenartige Auhebung finden wir bei Cicero wie bei den Stoikern?
|
Wir finden auch bei Cicero die eigenartige Aufhebung des Gegensatzes von Vernunft und
Natur wie bei den Stoikern. |
|
Wie heisst der Teil der lex naturae, welcher das gesellige
Leben zum Gegenstand hat? |
Ius naturae.
|
|
Wie lautet der Begriff Ciceros zur lex naturae?
|
Die lex naturae ist eine allgemeingültige, von menschlicher Willkür
freie, unvergängliche und unveränderliche über dem positiven Recht stehende objektive sittliche Weltordnung. |
|
Was spricht gegen die existenz eines Naturrechts?
|
1. Es gibt verschiedene Rechtsinhalte bei verschiedenen Völkern.
2.Wenn die Gerechtigkeit auf Natur beruhen würde, könnte ihr Erfolg nicht so nachteilig sein für den, der sie übt. 3. Sodann stehe mit dem angeblichen Naturgrunde der Gerechtigkeit die Abneigung im Widerspruche, welche der Mensch von Natur aus gegen ihre Ausübung fühle. In der Regel übe niemand die Gerechtigkeit um ihrer selbst willen, sondern nur aus Furcht vor Strafe. 4. Es wäre absurd, von den Völkern das von ihnen usurpierte Land wieder herauszuverlangen. 5.Da endlich das natürliche ökonomische Interesse und noch mehr das Interesse an der Selbsterhaltung in einem Notstand zur Ungerechtigkeit hinführe, so könne die Gerechtigkeit keinen absoluten Naturgrund haben. |
|
Wie lautet Ciceros Rechtfertigung des Naturrechts aus De Legibus?
|
1. Der unmittelbarste Beweis für das Naturrecht sei die Stimme des Rechtsbewusstseins und des
Gewissens. Der Mensch hat ein Gewissen, das sagt, was gerecht und ungerecht ist. 2. Ein weiterer Beweisgrund liege darin, dass das Gerechte nur einen Teil des Guten bilde, nämlich die Anwendung desselben auf das Gemeinleben. Von körperlichen Dingen bezweifle niemand, dass sie ihre bestimmte bleibende Natur hätten. So sei z.B. der Massstab zur Beurteilung der Trefflichkeit eines Pferdes oder eines Baumes objektiv und real. Es gebe daher auch für das geistige Leben in der menschlichen Gemeinschaft eine normale Gestalt, und dies sei eben das Naturrecht. |
|
Cicero hat den Versuch unternommen, den Inhalt des Naturrechts näher zu bestimmen. Er
kommt zu zwei Hauptgrundsätzen: |
1. Negativer Natur: Er besagt, dass man die Ordnung der Gemeinschaft
nicht stören soll. - jede Beschädigung anderer sei zu unterlassen, ausser zur Ausgleichung einer Rechtsverletzung. - Dennoch!!: Diese Pflicht tritt vor der höheren Pflicht zurück, dem wesentlichen Nutzen der Gemeinschaft zu dienen. 2. Positiver Natur: Er besagt, dass man aktiv am Gemeinschaftsleben teilnehmen soll. - verpflichtet zum allgemeinen Wohle beizutragen. |
|
Worin liegt der bedeutsame Fortschritt der Philosophie Ciceros gegenüber der Philosophie seiner stoischen
Lehrer? |
Mit dem Gebot der Gemeinwohlverwirklichung ist der fatalistische
stoische Grundgedanke des passiven sich Ergebens in das Weltgeschehen zugunsten einer aktiven politischen Teilhabe an der Verwirklichung von Recht und Staatlichkeit überwunden. |
|
Welche zwei Bereiche unterscheidet Cicero beim positiven Recht?
|
Das ius gentium und das ius civile.
1. ius gentium: das Recht, welches bei mehreren Völkern übereinstimmend gilt. Er stellt es als einen Teil des positiven Rechts in einen Gegensatz zum Naturrecht (das gilt ja auch übereinstimmend!). 2. ius civile: das Recht einzelner Staaten. Nichts was dem natürlichen Rechte widerstreitet, darf in das Zivilrecht Eingang finden. Doch das ius civile ist nicht rein auf das Naturrecht beschränkt! So hat dieses neben dem ethischen Gesichtspunkt auch den der Utilitat (Zweckmässigkeit) zu beachten! |
|
Welches sind die 4 Wurzeln der abendländische Kultur des westlichen Europa?
|
1) Die griechische Bildung
2) Das römische Reich und das römische Recht 3) Das aus dem Judentum hervorgegangene Christentum 4) Die Vitalkraft der sog. „Barbaren“, d.h. jener keltischen, germanischen und slawischen Stämme, die in der Zeit der Völkerwanderung die Alte Welt überfluteten (z.B. die Langobarden, Westgoten. |
|
Die Verschmelzung des Christentums mit der griechisch-römischen Philosophie
vollzieht sich in zweit Hauptperioden: |
1. Die erste wird Patristik genannt (gemeint sind dieKirchenväter = patres) und dauert von der Zeit der Apostel bis etwa zum Jahr 800. Wichtig ist
hier einerseits das Konzil von Nicäa von 325, wo die Festlegung der christlichen Grunddogmen, d.h. der Lehrsätze des Glaubens erfolgte. Der Höhepunkt der Patristik ist das Werk von Aurelius Augustinus. Er lebte von 354-430 n. Chr. 2. Die zweite Hauptperiode der christlichen Philosophie des Mittelalters ist die sog. Scholastik (nach dem für Kirchenlehrer gebräuchlichen Namen scholastici).109 Sie umfasst die Zeit von 800 bis zum Ende der mittelalterlichen Philosophie um 1500. Der Höhepunkt der Scholastik ist das Werk von Thomas von Aquin. Er lebte von 1225-1274. |
|
Wo unterscheiden sich die Antike und die Christliche/Jüdische Auffassung über Gott?
|
1. Nach der antiken Auffassung hat die Welt immer bestanden. Und Gott ist nach dieser Auffassung
eine wirkende, gestaltende Kraft in dieser Welt. 2. Das Judentum und das Christentum bringen hier nun etwas grundsätzlich Neuartiges: Gott ist der Schöpfer dieser Welt. Er hat sie aus dem Nichts geschaffen. Darum unterscheidet die christliche Lehre klar zwischen dem Schöpfer und der von ihm geschaffenen Welt, oder anders ausgedrückt: Zwischen der schaffenden Natur (natura naturans) und der geschaffenen Natur (der natura naturata). |
|
Welche Trennung macht die Patristische Philosophie beim Sündenfall des Menschen? (Adam und Eva)
|
Trennung zwischen
dem Menschen, wie Gott ihn erschaffen hat, dem homo primigenius, und dem Menschen, wie er durch den Sündenfall geworden ist (homo lapsus). Entsprechend wird zwischen der unverdorbenen Natur, dem status naturae integrae vor dem Sündenfall und der verdorbenen Natur, dem status naturae lapsae nach dem Sündenfall unterschieden. |
|
Warum kann bei der Patristischen Philosophie nicht von der Natur, wie sie vor uns liegt, auf bestimmte Naturrechtsinhalte geschlossen werden?
|
Weil die Natur die vor uns liegt eine verdorbene Natur ist, eine natura lapsa. Die identifikation von Natur mit Gott wie noch bei den Stoikern ist unmöglich!
|
|
Welche Natur dient bei der Patristik als Masstab der Sittlichkeit?
|
Die gute natur, vor dem Sündenfall. Die natura integra.
|
|
Was ist die natura lapsa nach dem Sündenfall im Sinne der pessimistischen Auffassung?
|
Eine ganz und
gar verdorbene Natur, eine natura corrupta. Daher kann sie keinen Massstab des Naturrechts liefern. |
|
Wo kann die integre Natur noch gefunden werden?
|
Nur aufgrund der Offenbarung des mosaischen Gesetzes
am Sinai durch Gott und aufgrund des Evangeliums Jesu Christi. |
|
Was ist inhaltlich mit den mosaischen Gesetzen gemeint?
|
Die 10 Gebote. Naturrecht ist also
geoffenbartes Recht! Das ist der Grundgedanke des sog. Naturrechts, wie es von den Kirchenvätern der frühen Kirche, vor allem von Augustinus (354-430), also von der Patristik vertreten wurde. |
|
Wann wurde die pessimistische Auffassung verdrängt?
|
Durch den Sieg der aristotelischen
Naturrechtsphilosophie bei Thomas von Aquin (1225-1274). Man kann diese Auffassung die optimistische Auffassung unserer Erkenntnismöglichkeiten in Bezug auf ein Naturrecht nennen. |
|
Wie lautet die Optimistische Auffassung unserer Erkenntnismöglichkeiten?
|
Nach dieser Auffassung ist die menschliche Natur durch den Sündenfall nicht durch und
durch verdorben worden, sie ist nicht eine natura corrupta, sondern sie ist durch den Sündenfall nur verwundet, geschwächt worden. Da auch diese geschwächte menschliche Natur alle Wesensmerkmale des Menschen aufweist, kann sie trotz des Sündenfalls eine unmittelbare Quelle des Naturrechtes bilden.Nach dieser optimistischen Auffassung ist auch unsere Vernunft nicht eine durch und durch korrupte Vernunft (ratio corrupta). Sie ist bloss eine geschwächte Vernunft (ratio vulnerata). Und diese geschwächte Vernunft hat grundsätzlich die Möglichkeit, das Naturrecht zu erkennen. Das ist die Auffassung des Thomas von Aquin. |
|
Wie fasst die frühchristliche Lehre (Patristik) den Staat auf?
|
Die frühchristliche Lehre fasst den Staat trotz der Betonung der Sozialnatur
des Menschen nicht als eine Institution auf, die der göttlichen Schöpfungsordnung bereits immanent wäre. |
|
Wo findet die Staatsgewalt bei der Patristik ihre Erklärung?
|
In der Lehre vom Sündenfall! „Dieser hat die
irdische Herrschaft von Menschen über Menschen erforderlich gemacht, weil der Abfall von Gott Unordnung, Egoismus, Machtstreben und Unfriede in die ursprüngliche Gemeinschaft hineingetragen hat.“ |
|
Als was werden also Staat und Obrigkeit begriffen?
|
Einrichtungen Gottes zur Abwehr der Sünde.
|
|
Wie Argumentiert Gregor von Nyssa (335-394)zu diesem Staatsverständniss?
|
Die
Menschen, die jeder für sich Gottes Ebenbild sind (altes Testament), können demzufolge nicht untereinander verschieden sein. Das gilt nach Gregor auch für die ursprüngliche Gleichheit von Mann und Frau! |
|
Wie ist die Auffassung der Väter zum Privateigentum? (Auffassung Flückigers)
|
Der ursprünglichen Schöpfung und also der
Natur entsprach der Gemeinbesitz , wogegen das Sondereigentum eine Folge der Sünde ist. |
|
Was sagt Ambrosius, der Lehrer von Augustinus zu diesem, Eigentum's, Thema?
|
Die Natur hat nämlich alle Güter für alle
gemeinsam geschaffen. Denn Gott liess alles entstehen, damit es zur gemeinschaftlichen Ernährung aller diene und die Erde im gemeinsamen Besitz aller sein sollte. Die Natur hat also ein Recht für alle geschaffen, Privatrecht ist durch Usurpation entstanden. |
|
Was folgt aus der Gottesebenbildlichkeit zum Thema der Sklaverei?
|
Dass es im Urstand keine Sklaverei gegeben
hat. Auch die Sklaverei entstand erst als Folge der Sünde. Hauptursache der Sklaverei ist die Habsucht und Besitzgier der Menschen. Ein weiterer Grund für die Sklaverei ist die Herrschsucht. |
|
Was ist in diesem Zusammenhang zur frühchristlichen Lehre zu bemerken?
|
Weil die ungerechten Zustände wie die Sklaverei und die Armut ihre Ursache in der
Ungerechtigkeit der Menschen haben, muss man zuerst hier ansetzen. Eine Wandlung des inneren Menschen ist zuerst erforderlich, damit die äussere Ungerechtigkeit in den sozialen Verhältnissen verschwinden kann. Deshalb ist die Voraussetzung einer wahrhaften Gesundung der äusseren Verhältnisse eine Wiedergeburt aus dem göttlichen Geiste. |
|
Was fordern die Kirchenväter in Bezug auf die Sklaverei?
|
So beschränken
sich die Kirchenväter darauf, von den Christen (nicht von der Welt) eine anständige Behandlung und die Freilassung ihrer Sklaven zu fordern. Die Forderung einer allgemeinen Aufhebung der Sklaverei ist dagegen nicht nachweisbar. |
|
Wann ist Aurelius Augustinus geboren?
|
im Jahre 354. Sein Vater ist Heide, ein römischer Hauptmann, seine Mutter eine Christin.
|
|
Welches sind die Hauptwerke von Augustinus?
|
- Der Gottestaat (Civitas Die)
- Bekenntnisse (Confessiones) |
|
Wodurch ist das Augustinische Menschenbild geprägt?
|
Von der Vorstellung der Patristik, also
dass die menschliche Natur durch den Sündenfall von Grund auf verderbt ist. |
|
Was sagt die Augustinsche Lehre der Prädestination?
|
Es ist von vornherein nach dem ewigen
Ratschluss Gottes ein Teil der Menschheit zur Seligkeit berufen, der andere zu ewiger Verdammnis bestimmt. |
|
Wie reagierte die Kirche darauf?
|
Die Kirche milderte die Augustinische Lehre ab und bezog eine gemässigtere Stellung zum Problem der Willensfreiheit und der Prädestination.
|
|
Wie lautet diese "mildere" Auffassung?
|
Nach dieser milderen Auffassung hat Gott nicht von vornherein die Menschen berufen oder
verdammt, sondern er weiss nur - vermöge seiner Allwissenheit zum voraus - wie sie sich schlussendlich entscheiden werden. |
|
Auf wen hatte Augustinus einen starken einfluss?
|
Auf den Augustinermönch Luther, der die Schrift verfasste "Vom geknechteten
Willen". Darin nahm Luther Bezug auf die Schrift des Erasmus von Rotterdam "Über die Freiheit des Willens". |
|
Welche Lehre entwirft Augustin in "civitas dei, civitas coelestis"?
|
Seine Lehre
von den zwei Reichen. |
|
Was ist der Gottestaat?
|
Der Gottesstaat ist die Gemeinschaft der Menschen, die
auserwählt sind zum ewigen Leben. Es sind die Gottgläubigen, die Frommen. Zum Gottesstaat gehören alle, die vor und während des irdischen Lebens prädestiniert sind und alle, die im Jenseits im ewigen Frieden leben. Die auf Erden befindlichen Angehörigen der civitas Dei sind in der Kirche zusammengefasst. Der sichtbaren Kirche hingegen gehören auch solche an, die ihrer Gesinnung und ihrem Verhalten nach nicht zur civitas Dei gehören. |
|
Was ist die civitas terrena?
|
Die civitas terrena ist die Gemeinschaft derer, die als die Bösen, als die Ungläubigen erscheinen.
Merkmale der Menschen der civitas terrena: 1. Sie sind am Diesseits orientiert. 2. die Selbstüberheblichen, die Übermütigen, die Herrschsüchtigen, die immer wieder Kriege verursachen. 3. Es sind die, die sich von Gott abgewandt haben. 4. Es sind die, die sich am Menschen ausrichten. Sie sind durch eine Reihe von Sünden ausgezeichnet: Zank, Zorn, Neid, Herrschsucht. |
|
Was ist der Uhrsprung all dieser Sünden?
|
Die Selbstgefälligkeit.
|
|
Wie hat Augustinus die Ideen Gottes umschrieben?
|
Mit dem stoischen Begriff der lex aeterna.
|
|
Was ist die Lex Aeterna?
|
Die lex aeterna ist die Vernunft
oder der Wille Gottes, der die natürliche Ordnung zu bewahren befiehlt und zu zerstören verbietet. |
|
Was ist demzufolge das Naturrecht, die Lex Naturalis?
|
Der Abdruck des ewigen Gesetzes im menschlichen
Bewusstsein. "Die lex aeterna ist gleichsam der Siegelring und die lex naturalis der Abdruck dieses Siegelrings im Wachs"! |
|
Was lehrt also Augustinus in Anlehnung an Paulus?
|
Gott hat das natürliche Gesetz in die Herzen aller Menschen geschrieben,
die ihrer Vernunft mächtig sind. |
|
Was ist der Inhalt dieses natürlichen Gesetzes?
|
Es heisst uns, anderen nicht zuzufügen,
was wir selber nicht erleiden wollen. Man nennt dieses Prinzip die regula aurea, die Goldene Regel. |
|
Was ist laut Augustinus das Verhältnis der Gerechtigkeit zum positiven Recht (zur lex temporalis)?
|
Augustinus vertritt die Auffassung, dass die Gerechtigkeit schon begrifflich
zum Recht gehört. Wo keine Gerechtigkeit, da auch kein Staat! |
|
Exkurs: Welches sind die drei generellen Möglichkeiten des Verhältnisses von positivem Recht und
Naturrecht? |
1. Die mildeste Auffassung geht dahin, dass das Naturrecht nur ein Massstab für die Beurteilung
des positiven Rechts ist (so z.B. Th. Hobbes). Auch das naturrechtswidrige positive Recht ist Recht, aber es ist ungerechtes Recht. 2. Eine strengere Variante ist die Meinung von der derogatorischen Kraft des Naturrechts (so z.B. bei John Locke). D.h. Naturrecht bricht positives Recht, es geht dem positiven Recht vor. Naturrechtswidriges positives Recht ist zwar begrifflich Recht, wie z.B. kantonales Recht, das dem Bundesrecht widerspricht, aber es ist ungültiges positives Recht, es wird vom Naturrecht derogiert. 3. Die strengste Auffassung ist nun die von Augustinus, die wir auch bei modernen katholischen Autoren finden: Krass ungerechtes positives „Recht“ ist schon begrifflich gar kein Recht, weil die Gerechtigkeit schon zum Begriff des Rechts, auch des positiven Rechts gehört. |
|
Wann ist Thomas von Aquin geboren?
|
Im Jahre 1225.
|
|
Wo kommt er mit fünf Jahren hin?
|
Mit fünf Jahren kommt er in
das Kloster Monte Cassino zur Ausbildung. |
|
Wo kommt Thomas hin nachdem Monte Cassino zum Kriegsgebiet wurde? Mit welchen Gedanken wird er da Vertraut?
|
Thomas kommt nach Neapel auf die von Friedrich II gegründete Universität,
die als nichtklerikale Hochschule zur Ausbildung für den Staatsdienst bestimmt ist. Hier wird Thomas mit den Gedanken des Aristoteles vertraut. |
|
Was folgt dannach in seiner Laufbahn?
|
1. Er tritt in den Dominikanerorden.
2. Es folgen Studien an der Universität Paris. - er lernt dort seinen Lehrer den Aristoteliker Albertus Magnus kennen! 3. 1252 beginnt Thomas seine theologische Lehrtätigkeit in Paris, die er als hochangesehener und gefeierter Lehrer in Rom und später wieder in Paris fortsetzt. |
|
Welches sind seine bedeutenden Werke?
|
1. Die „Summa theologica“
oder auch „Summa theologiae“, und zwar aus dem ersten Teil des zweiten Buches (der prima secundae) die quaestiones 90 - 105 (die das Wesen des Gesetzes behandeln) und aus dem zweiten Teil des zweiten Buches (der secunda secundae) die quaestiones 57 - 59 (die das Wesen der „justitia“ untersuchen). 2. Die „Summa contra gentiles“ (1259-1264), also die Summe wider die Heiden. 3. Die Kommentare zur Ethik und Politik des Aristoteles (1261-1272). |
|
Welche Lehre übernimmt Thomas von Aristoteles?
|
Die Akt-Potenz-Lehre.
|
|
Worin besteht beim Menschen die Wesensbestimmung im Sinne der Akt-Potenz-Lehre?
|
Die Wesensbestimmung des Menschen besteht darin, in einem optimalen Masse Gott ähnlich
zu werden. Der Mensch hat also eine doppelte Natur: Die seinem Wesen entsprechende (= auf das Gute gerichtete) Natur und die durch die Sünde pervertierte Natur. |
|
Woraus kann also das Naturrecht abgeleitet werden?
|
Nur aus der guten Natur!
|
|
wie begreift Thomas das seit Hume und Kant umstrittene Problem des Verhältnisses
von Sein und Sollen? |
Das vollkommene Sein eines Dinges – und das ist das
Gute – besteht in der Verwirklichung der ihm von Gott eingepflanzten Naturanlage. Daraus folgt, dass das Gute und das wesenhafte Sein identisch sind: „Ens et bonum convertuntur. Das Sollen ergibt sich also aus dem Gegensatz von aktuellem und potentiellem Sein. |
|
Welchen Begriff übernimmt Thomas von den Stoikern?
|
Thomas übernimmt den stoischen Begriff des ewigen Weltgesetzes, der lex aeterna.
|
|
Wie beschreibt sich die Lex Aeterna im Sinne von Sein/sollen?
|
Sie ist einerseits
der Plan, das Urbild, nach dem Gott die Welt geschaffen hat. – Andererseits ist sie aber auch die bewegende Ursache aller Dinge.185 Sie ist also einerseits eine Norm, ein Sollen, und zugleich ein Prinzip, das überall in der Welt aktiv wirkt, also ein Sein. |
|
Die lex aeterna, dieses ewige Gesetz, teilt sich der Schöpfung auf zwei Wegen mit: ?
|
1. Einerseits auf einem übernatürlichen Weg, nämlich durch die Offenbarung.Diese offenbarten göttlichen Gebote
sind die lex divina. Es sind also die Gebote, wie sie im Alten und im Neuen Testament enthalten sind. 2.Der andere Weg, auf dem sich die lex aeterna der Schöpfung mitteilt, ist die lex naturalis, das Naturrecht. Das ist der natürliche Weg. Der Mensch kann - unabhängig von der Offenbarung - über seine Vernunft aus seiner eigenen Natur das Naturrecht, die lex naturalis erkennen. Der Mensch hat Teil an der göttlichen Vernunft, an der lex aeterna, Darum kann er das natürliche Gesetz, die lex naturalis erkennen. |
|
Was steht auf der untersten Stufe des Thomistischen Rechtssystems?
|
Die lex
humana, das von Menschen gesetzte Recht. Ein Gesetz das dem Naturrecht widerspricht, d.h. wider die Vernunft verstösst, ist unverbindlich. Ein solches Gesetz wird nicht ein Gesetz sein, sondern eine Verderbnis eines Gesetzes (legis corruptio). |
|
Welches ist das Naturrechtsgebot von Thomas?
|
„Bonum est faciendum, malum evitandum.“ =
1. „Das Gute ist zu tun, das Böse zu meiden.“ 2. Das, was zum Glücke führt, soll man tun, das, was zum Unglück führt, soll man meiden. <- besser |
|
Wer sind weitere Vertreter dieser Übersetzung?
|
Die Utilitaristen
J. Bentham (1748-1832) und J. Austin (1790-1859). Siegmund Freud |
|
Welches sind die drei natürlichen Neigungen des Menschen?
|
1) Die Neigung (naturalis inclinatio), sich selbst zu erhalten.
2) Der Fortpflanzungstrieb, den der Mensch mit den Tieren gemeinsam hat. 3) Der Hang zur religiösen Wahrheit und zur Gemeinschaftsbildung. |
|
Was folgt aus dem Selbsterhaltungstrieb?
|
Der Mensch hat demgemäss ein natürliches Recht auf Leben, und auch eine natürliche
Pflicht zu leben. Daraus folgt einerseits das Verbot, sein eigenes Leben anzutasten, also das Verbot des Selbstmordes. Andrerseits folgen daraus die Pflicht jedes Menschen, das Leben des anderen nicht anzutasten. Daraus folgen das Verbot und die Strafbarkeit des Mordes, wobei Mord hier einfach die beabsichtige, widerrechtliche Tötung ist. Dieses Homicidum ist das schwerste Verbrechen, das mit der schwersten Strafe belegt werden muss, mit der Todesstrafe. Die Abtreibung ist nur eine andere Art des Mordes und daher unter allen Umständen verboten. |
|
Was folgt aus dem Hang zur religiösen Wahrheit und zur Gemeinschaftsbildung?
|
Daraus folgen das Recht und die Pflicht zur Religion, d.h. religiös tätig zu
sein und religiös erzogen zu werden. Aus dem Geselligkeitstrieb folgt die Ehe. Sie hat als unauflösbar zu gelten. Es gilt das Verbot des Ehebruches und die Ablehnung der Ehescheidung im Sinne der Auflösung des Ehebandes. Die praktische Motivierung dafür ist: Es geht insbesondere um das Wohl der Kinder, aber auch der Ehegatten selbst. |
|
Worin liegt die Problematik dieser Ableitungen?
|
Was man zuvor als gut empfunden hat, wird als das Naturgemässe hingestellt und dann als
Erkenntnisgrund des Guten verwandt. So wird auch bei Thomas die schon vorher feststehende christliche Wertwelt als das Naturgemässe herausgestellt und dann aus diesem Natur-Begriff die christliche Wertwelt scheinbar abgeleitet |
|
Was ist laut Thomas das primäre Naturrecht?
|
Unveränderliche Normen, auch wenn der Mensch es ändern will!
|
|
Was ist laut Thomas das sekundäre Naturrecht?
|
Das Recht, das in Ableitungen (conclusiones) aus den allgemeinsten Naturrechtssätzen
besteht. Das sekundäre Naturrecht ist Wandelbar. Bsp.: Wäre die menschliche Natur immer zurecht so müsste alles hinterlegte wieder herausgegeben werden. Es kann aber vorkommen das der menschliche Wille sich verschlechtert, es gibt also denn Fall dass das hinterlegte nicht zurückgegeben werden darf (staatsfeind und seine hinterlegten Waffen)! Zum sekundären Naturrecht gehören das Privateigentum und die Sklaverei und die Todesstrafe. |
|
Wie betrachtet Thomas die Frage der Sklaverei?
|
Da der Gegensatz von Herrschen und Beherrschtwerden zur Natur gehört, betrachtet Thomas
von Aquin im Anschluss an Aristoteles die Sklaverei für erlaubt. Es ist nicht gesagt, dass ein solcher gesellschaftlicher Zustand unabänderlich wäre. Sklaverei gehört also nicht zum primären Naturrecht, sondern zum erwähnten sekundären Naturrecht. |
|
Wie rechtfertigt Thomas das Privateigentum?
|
Thomas lehrt, dass das Privateigentum nicht
ursprüngliches Naturrecht sei. Denn aufgrund des Naturrechts gebe es keine Unterscheidung des Besitzes. Zur Institution des Privateigentums kommt man durch eine von der Vernunft gemachte Ergänzung zum Naturrecht. Es sind drei Gründe, die Thomas anführt: 1. Weil jeder mehr Sorge darauf verwendet, etwas zu beschaffen, was ihm allein gehört, als etwas, das vielen gehört. 2. Die bessere Behandlung der Güter, also Vermeidung von Kapitalvergeudung. 3. die Ruhe und der Frieden unter den Menschen, weil durch rechtliche Abgrenzung der Streit vermieden wird. |
|
Was meinte Thomas zum Zinsverbot?
|
Nach Thomas ist jede weitere Forderung, die über die Rückgabe der geliehenen Substanz hinausgeht, ungerecht.
Es gibt bei Thomas keine entschädigung für damnum emergens oder lucrum cessans z.B. wegen gesunkenem Weizenpreis während des Darlehens. Der Wert wird von der Sache nicht getrennt!!! Es wurde nicht der Wert des Weizens ausgeliehen sondern der Weizen selbst!!! |
|
Worin Zeigte das Vernunftrecht seine Wirkungen?
|
a.) Völkerrecht
Da die Beziehungen zwischen den Völkern damals positivem Rechtszwang nicht unterworfen waren, hat das Naturrecht seine Kraft im Völkerrecht erweisen können. b.) Privatrecht Im Bereich des Privatrechts brachte das Vernunftsrecht die Lösung von der prinzipiellen Bindung an die römischen Quellen und die alten Autoritäten. Es brachte weiter die Bildung eines privatrechtlichen Systems. Entwicklung von einer an die römischen Quellen und die früheren Autoritäten gebundenen zu einer rationalen Rechtsdogmatik. c.) Verfassungsrecht Die grösste Wirkung! d.) Französische Revolution Das Vernunftrecht hatte aber auch eine erhebliche Wirkung in Frankreich, nämlich auf die französische Revolution. |
|
Was ist laut Thomas der "gerechte Krieg"?
|
1. Wenn er von
der zuständigen Staatsgewalt erklärt wird. 2. wenn eine iusta causa (Abwehr, Durchsetzung eines rechtlich begründeten Anspruchs) vorliegt und 3. wenn er in lauterer Absicht (recta intentio) geführt wird. Alle Eroberungskriege sowie alle Kriege, um sich Güter anzueignen, auf die man keinen Rechtsanspruch hat, sind schlechthin verboten. |
|
warum hatte das Vernunftrecht eine praktische Wirksamkeit?
|
Weil diese Generation der Denker Zugang zu den Höfen und Regierungen gewannen und als Berater und Lehrer fungierten.
|
|
Welche Perioden kann man innerhalb des Vernunftrechts unterscheiden?
|
a.)
Die früheste Periode der Naturrechtsdenker der Neuzeit – die spanischen Moraltheologen und Völkerrechtler Francisco de Vitoria (ca. 1480-1546) und Francisco Suarez (1548-1617) sowie Johannes Althusius/Althaus (1557-1638) und Hugo Grotius (1583-1645) – ist noch unmittelbar der Scholastik verpflichtet. Bei ihnen wird die neue Methode der Erkenntnis des Naturrechts noch nicht voll sichtbar. b.) Erst eine zweite Generation [Hobbes (1588-1679), Spinoza (1632-1677), Pufendorf (1632- 1694) und John Locke (1632-1704)] hat die methodische Unabhängigkeit von der Moraltheologie erkämpft. Sie standen unter dem Einfluss der bahnbrechenden Leistungen von Galilei und Descartes und versuchten mit mathematischer Methode, mos geometricus, zu arbeiten. c.) Eine dritte Generation [Christian Thomasius (1655-1728) und Christian Wolff (1679-1754)] hat dann vor allem auf die Gesetzgebung (Kodifikationen) und die Rechtspflege gewirkt. Thomasius hat erfolgreich mit seiner Schrift "Dissertatio de tortura ex foris chritianorum proscribenda" von 1705 gegen die Folter und mit seiner Schrift "Dissertatio de crimine magiae" von 1701 gegen den Hexenwahn gekämpft. Und Christian Wolff bereitete durch eine Verfeinerung des vernunftrechtlichen Systems bis in alle Einzelheiten die modernen Kodifikationen und die deutsche Begriffsjurisprudenz (der frühe Puchta, Jhering, Windscheid bis hin zu Andreas von Tuhr) vor. |
|
Wie trägt der Gesellschaftsvertrag zu seiner eigenen Erhaltung bei?
|
Jede der Parteien hat einen doppelten Grund, die Staatsautorität zu stützen,
deren Aufgabe es ist, Vertragsbrüche zu bestrafen: 1. die Furcht vor Strafe bei Vertragsbruch und 2. die Erwartung der Vorteile, wenn die anderen den Vertrag einhalten; denn die Erfüllung des Vertrages durch die anderen Parteien wird durch dieselben zwei Gründe gesichert. |
|
Welche zwei Einflüsse bestimmen die Methode von Hobbes?
|
1. Einerseits die Euklidische Geometrie. Es geht ihm
darum, von klaren Prämissen aus dem mos geometricus schlussfolgernd den Staat herzuleiten und zu erklären 2. Der andere Einfluss ist die Himmelsmechaniklehre Galileis. |
|
Von welcher Anthropolgie (Lehre des Menschen) geht Hobbes aus?
|
Von einer tief pessimistischen Anthropologie. Der Mensch ist grundsätzlich selbstsüchtig, ein Egoist. Der Mensch handelt
im Naturzustand rein opportunistisch, nicht nach einer höheren Moral. Alle Menschen schaden einander ungehemmt. Und sie müssen das auch tun, um ihrer Selbsterhaltung willen. Denn jeder, der sich nicht verteidigt, wird von den anderen früher oder später umgebracht. |
|
wie ist die Souveränität der Staatsgewalt bei Hobbes?
|
1. ungeteilt: Die höchste Gewalt muss an einer Stelle konzentriert sein (also keine Gewaltenteilung).
2. unbeschränkt absolut. Sie ist an gar keine andere staatliche Instanz gebunden. Insbesondere ist sie nicht an positives Recht gebunden. 3. Die Souveränität ist unverantwortlich. Sie ist also keiner menschlichen Instanz verantwortlich. Sie ist nur sich selbst gegenüber verantwortlich. Aber – und das ist nun eine grosse Ein-schränkung, die viele Autoren, die über Hobbes schreiben, übersehen – der Souverän ist an ein Naturrecht gebunden. |
|
Was ist laut Hobbes der Naturzustand?
|
Zustande ohne die Existenz einer Staatsgewalt.
|
|
Was gibt es in diesem Zustand?
|
Ein Naturrecht (right of nature, ius naturae). Dieses Naturrecht ist
die Freiheit, nach welcher ein jeder zur Erhaltung seiner selbst seine Kräfte beliebig anwenden und folglich alles, was dazu etwas beizutragen scheint, in Anwendung bringen kann. |
|
Wie wird der Mensch aus dem Naturzustand herausgelockt?
|
Durch seine
(1.) Leidenschaften (Diese Leidenschaften sind die Furcht vor einem gewaltsamen Tode sowie das Verlangen nach dem ruhigen Genuss der Güter, die das Leben bieten kann.) wie auch durch seine (2.) Vernunft (die Vernunft lehrt den Menschen, dass der schrankenlose Gebrauch seiner rights of nature zur Selbstvernichtung führt). |
|
Wie nennt Hobbes die Grundsätze der Vernunft?
|
Lex Naturalis, das natürliche Gesetz.
|
|
Welche sind also Hobbe's 2 verschiedene Begriffe von "Naturrecht"?
|
Einerseits das Naturrecht des Naturzustandes (Freiheit) und andererseits das natürliche
Gesetz, das durch die Vernunft erkannt werden kann, das Vernunftrecht. |
|
Welches sind die wichtigsten Grundsätze der Vernunft?
|
1) Suche Frieden, solange nur Hoffnung dazu da ist.
2) Sobald seine Ruhe und Selbsterhaltung gesichert ist, muss auch jeder von seinem Rechte auf alles – vorausgesetzt, dass die anderen dazu auch bereit sind – abgehen und mit der Freiheit zufrieden sein, die er den übrigen eingeräumt wissen will. 3) Versprechungen müssen erfüllt werden. Pacta servanda sunt. 4) Man soll sich für empfangene Wohltaten dankbar zeigen. 5) Jeder soll den anderen nützlich werden. 6) Jeder muss Beleidigungen vergeben, sobald der Beleidiger darum bittet. 7) Bei der Zufügung von Strafen muss nicht auf das begangene Unrecht, sondern auf den mit der Strafe zu erstrebenden Zweck geschaut werden. 8) Alle Menschen sind gleich zu behandeln. Sie sind von Natur aus gleich. 9) Der Richter muss unparteiisch sein, sonst kann der Streit nicht beendigt werden. |
|
Was währe wenn man die natürlichen Gesetze freiwillig befolgen würde?
|
Es bräuchte kein positives Recht. Dem ist aber nicht so deshalb müssen diese Grundsätze staatlich gesetzt und sanktioniert werden.
|
|
Wie ist das Verhältnis von Naturrecht und positivem Recht, bei Hobbes, anders als bei Thomas von Aquin?
|
Das Naturrecht ist
nicht unmittelbar geltend in dem Sinne, dass es dem positiven staatlichen Recht vorginge. Dem positiven Recht ist unter allen Umständen zu gehorchen, selbst wenn es naturrechtswidrig ist. Der Souverän ist in dem Sinne an das Naturrecht gebunden, dass er das positive Recht nach dem Naturrecht gestalten soll. Aber wenn er dies nicht tut, dann folgt daraus nicht Nichtigkeit des positiven Rechts. Nein, es gilt auf alle Fälle. „Auctoritas, non veritas facit legem“. Das Naturrecht ist bloss Massstab für das positive Recht. |
|
Es gibt aber zwei Ausnahmen, welche?
|
1. Das Naturrecht des Urzustandes wird nicht ganz aufgehoben. Jeder Bürger darf nämlich
sein Leben auch gegen die Staatsgewalt verteidigen. 2. Die Verpflichtung der Bürger gegen die Obrigkeit kann nur solange dauern, als diese imstande ist, die Bürger zu schützen. Denn das natürliche Recht der Menschen, sich selbst zu schützen, falls dies kein anderer tun kann, wird durch keinen Vertrag beseitigt. Die Gehorsamspflicht der Bürger hört also auf, wenn der Staat nicht mehr imstande ist, sie zu schützen. |
|
Hat Naturrecht bei Hobbes was mit Menschenrechte zu tun?
|
Nein! Der Einzelne ist bei Hobbes völlig rechtlos.
|
|
Wobei geht es bei Hobbes um die Souveränität des Staates?
|
Es geht es nicht um die Organsouveränität wie bisher (= Souveränität
im Staate), sondern um die Souveränität des Staates gegenüber anderen Gemeinschaften. Hobbes tritt für die unbedingte Vorherrschaft des Staates über die Kirche ein. |
|
Warum bedarf es dieser Vorherrschaft über die Kirche?
|
Auch das ist wieder vom Friedensziel her zu verstehen. Hobbes hat erfahren,
dass die schlimmsten Kriege nicht um Besitz ausgetragen werden, sondern um Glaubensfragen. Darum hat der Staat die Einrichtungen des öffentlichen Gottesdienstes zu regeln. Er hat darüber zu entscheiden, ob etwas als Wunder oder als Aberglaube zu betrachten ist. Der Staat kontrolliert auch die Meinungen, da die Handlungen der Menschen aus ihren Gedanken hervorgehen. Um die Bürger von fremden Gedanken abzulenken, fordert Hobbes sogar, aus den Hochschulen das "Gift" der antiken Philosophie zu verbannen! |
|
Wo liegt der Unterschied zwischen Hobbes und Pufendorf?
|
Hobbes leitet das natürliche Gesetz aus der Vernunft ab. Für Pufendorf hingegen ist die Vernunft
nur ein Mittel, um mit ihrer Hilfe das natürliche Gesetz durch eine Betrachtung der Natur des Menschen zu ermitteln. |
|
Was ist das zweite bestimmende Element von Pufendorfs Methode?
|
Die Erfahrung! Er trägt zusammen,
was die antiken, mittelalterlichen und modernen Geschichtsschreiber über die Sitten fremder Völker zusammengetragen haben. |
|
Entia physica - Entia moralia?
|
1. Physischen Wesenheiten!
Zu den entia physica gehören auch die psychischen Vorgänge im Menschen. 2. Moralischen Wesenheiten! |
|
Was ist also die Doppelnatur des Menschen?
|
Einerseits ist der
Mensch ein Naturwesen, das der Kausalgesetzlichkeit unterstellt ist; andererseits ist der Mensch eine moralische Person, eine persona moralis, die mit Verstand ausgerüstet ist und nach freiem Willen handelt. |
|
Worin besteht dieser freie Wille?
|
Der freie Wille besteht darin, dass die Personen dem moralischen Gesetz entweder
gehorchen oder nicht gehorchen können. So ist auch ein Gesetz vorausgesetzt, das den Willen bestimmen will. Als ein solches Gesetz erscheint auch das staatliche Rechtsgesetz. Es wendet sich an den freien Willen. Wenn dieses vernünftig ist, ist es ohne weiteres legitim. |
|
Die Unterschiede der physischen
und der moralischen Welt werden durch drei Begriffspaare gekennzeichnet, welche? |
Bei den entia physica herrscht Kausalität, Wertindifferenz und Einförmigkeit, bei den entia
moralia Freiheit, Werthaftigkeit, Vielgestaltigkeit. |
|
Wie versucht Pufendorf das oberste Gesetz des Naturrechts aufzufinden?
|
nach der Methode der Naturwissenschaft,
d.h. nach der analytischen Methode (Wie Galilei das Fallgesetz!). |
|
Welches sind die Grundkomponenten der menschlichen Natur?
|
1) Der „amor sui“ = die Selbstliebe oder der Selbsterhaltungstrieb.
2) Die „imbecillitas“, die Bedürftigkeit des Menschen, wenn er auf sich allein gestellt ist 3) Die „pravitas animi“, die den Menschen immer wieder dazu anreizt, dem Mitmenschen zu schaden. |
|
Was muss der Mensch also von diesen Grundkomponenten aus machen?
|
Er muss sich mit seinesgleichen vereinigen
und sich gegen sie so verhalten, dass sie keinen Anlass haben, ihn zu verletzen, sondern eher Ursache finden, seine Wohlfahrt zu erhalten und zu fördern.“ |
|
Wie lautet also der oberste Grundsatz des Naturrechts?
|
Jedermann soll mit den anderen Menschen Gemeinschaft pflegen und
erhalten. Alles, was die Gemeinschaft festigt und fördert, ist vom Naturrecht geboten und alles, was sie stört, vom Naturrecht verboten. |
|
Was ist in Bezug auf die Socialitas (Geselligkeit des Menschen) bei Pufendorf anders als bei Aristotles?
|
Bei Pufendof nicht ein
Trieb, wie etwa bei Aristoteles! Die socialitas ist nicht ein Sein, eine Tatsache, sondern ein Sollen, ein Wert! |
|
Welcher wichtige Begriff erscheint bei Pufendorf zum ersten male?
|
Begriff der
Menschenwürde an zentraler Stelle des naturrechtlichen Begründungszusammenhanges. Diese Menschenwürde kommt allen in gleichem Masse zu. Daraus ergibt sich das Naturgesetz, dass jeder seinen Mitmenschen als einen ihm von Natur aus Gleichen achten und behandeln soll. |
|
Was folgt aus dieser naturrechtlichen Gleichheit?
|
Die naturrechtliche Freiheit aller Menschen; denn da die Natur alle Menschen gleich geschaffen
hat, müssen sie auch alle als von Natur frei angesehen werden. Sklaven von Natur (Aristoteles) gibt es nicht. Aber doch aus einem Unterwerfungsvertrag! |
|
Welche Gemeinschaftspflichten können aus dem obersten Prinzip des Naturrechts abgeleitet werden?
|
a.) Unverletzlichkeit des andern:
"niemandem absichtlich oder fahrlässig Schaden zuzufügen" b.) Gleichheit aller Menschen: Ergibt sich aus der allen Menschen zukommenden Menschenwürde. c.) Übung der Menschlichkeit: Jeder nütze dem anderen, soviel er vermag. d.) Vertragstreue Jeder hat schliesslich sein gegebenes Wort zu halten, also Versprechen und Verträge zu erfüllen. e.) Die relativen Pflichten Sie haben nur Gültigkeit, wenn ein menschlicher Vertrag geschlossen wurde. |
|
Wie geht die Staatsgründung bei Pufendorf vor sich?
|
1. Zuerst wird der Gesellschaftsvertrag geschlossen. Das bedeutet, dass die künftigen
Bürger jeder mit jedem untereinander einen Vertrag eingehen, dass sie eine beständige Gemeinschaft gründen und ihrem Wohl und ihrer Sicherheit durch gemeinsamen Rat und gemeinsame Führung dienen wolle. 2. Nach dem Abschluss des Gesellschaftsvertrages folgt der Beschluss über die Regierungsform (nicht Staatsform!). 3. Der dritte Schritt ist dann der Unterwerfungsvertrag: Dadurch verpflichtet sich die Obrigkeit zur Sorge für das Gemeinwohl und die allgemeine Sicherheit, die übrigen aber zum Gehorsam. Dadurch geschieht zugleich die Unterwerfung und Einigung aller Willen, wodurch der Staat erst eine Person wird. |
|
Welche möglichkeit ist bei einer Verletzung der Grundverträge gegeben?
|
Die Möglichkeit
eines Widerstandsrechts. |
|
John Locke ist vertreter welcher Rechts- und Staatslehre?
|
Der liberalen, diese Lehre ist einerseits durch
den Gedanken von angeborenen Menschenrechten gekennzeichnet, anderseits durch den Gedanken der konstitutionellen Monarchie. |
|
Was ist der Naturzustand bei Locke?
|
Dieser Zustand ist durch die Freiheit und die Gleichheit charakterisiert. Dies bedeutet, dass keiner einem anderen von Natur aus untersteht.
|
|
Welches Gesetz besteht in diesem Zustand?
|
Das Naturrecht, es besagt:
1) Jeder ist verpflichtet, sich selbst zu erhalten. 2) Und weil alle frei und gleich sind, soll andererseits jeder nach Möglichkeit auch die übrige Menschheit erhalten. |
|
Von wem wird dieses Naturrecht durchgesetzt?
|
Jeder Einzelne! Jeder darf das Naturrecht dem
andern gegenüber vollziehen. Jeder darf also den Übertreter bestrafen. Jeder darf als Richter und Vollstrecker auftreten. Somit ist ein jeder Richter in eigener Sache. Darin liegt zugleich der grosse Mangel dieses Naturzustandes. |
|
Was gibt der Einzelne beim Zusammenschluss zum Staat preis?
|
1.) das Recht des Naturzustandes, nach Belieben das zu tun, was in seinen Augen am
meisten zu seiner Erhaltung sowie zu derjenigen der übrigen Menschen beitrug. 2.) das Recht, einen Rechtsbrecher nach den Regeln des Naturrechts zu bestrafen. |
|
Was wird bei Locke zwischen den Untertanen und der obersten politischen Gewalt, der Legislative, aber auch der von dieser abgeleiteten Exekutive errichtet?
|
Ein Vertrauensverhältnis, Trust!
-kann bei einer nachhaltigen Verletzung durch Legislative oder Exekutive das Volk zur Revolution legitimieren |
|
Was ist nun der Sinn der staatlichen Gesellschaft?
|
Der einzige Sinn der staatlichen Gesellschaft ist es, das Leben, die Freiheit, das Eigentum
und die Gesundheit der Einzelnen besser zu sichern (sog. Nachtwächterstaat). |
|
Welches ist der entscheidende Unterschied der beiden Staatsverträge, bei Hobbes und bei Locke?
|
Er gibt nicht alle natürlichen Rechte preis im Staatsvertrag. Nur die die zur Erreichung des Ziels (Sicherung des Eigentums etc..) notwendig sind!
|
|
Worin besteht die "gewandelte" Freiheit im Staat, bei Locke?
|
Sie besteht darin, keiner anderen Gewalt untertan zu sein als der durch die Übereinkunft eingesetzten Gewalt. Es gibt aber einen Vorbehalt. Durch die Übereinkunft verpflichtet sich jeder, sich in Zukunft
der Mehrheit zu fügen. Die angeborene Freiheit führt nun im Staate zum Gedanken der Demokratie i.S. des Volkes als der verfassungsgebenden Gewalt. |
|
Wieviel Gewalt hat die Legislative?
|
Nicht mehr, als jeder Einzelne im Naturzustand hatte.
|
|
Durch was ist die legislative in ihrer Macht begrenzt?
|
Durch das Naturrecht!(derogatorische Kraft
des Naturrechts). Sie hat vor allem keine absolute Gewalt über Leben und Vermögen des Einzelnen. |
|
Kann die Legislative ihre Gewalt abtreten?
|
Nein.
|
|
Wie ist das Verhältnis der Gewalten bei Locke zu verstehen?
|
Bei Locke handelt es sich um eine Über- und Unterordnung, nicht eine Gleichordnung der
Gewalten wie bei Montesquieu. |
|
Was kann die Legislative gegenüber der Exekutiven und Föderativen Gewalt machen?
|
Die der exekutiven und
föderativen Gewalt verliehene Macht jederzeit zurücknehmen. Denn diese sind bloss abgeleitete Gewalten. |
|
Wann ist man nicht mehr an das Vertrauensverhältnis gebunden und darf Widerstand ausüben?
|
Wenn das Vertrauensverhältnis (trust) auf der einen Seite verletzt
wird, dann sei auch der andere nicht mehr daran gebunden. |
|
Welches Recht is bei Locke das wichtigste Menschenrecht?
|
Recht der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Er hat sich das subsidiäre Staatsideal des Calvinismus zu eigen gemacht!
|
|
Was Lehnt Locke ab in Bezug auf die Kirche?
|
Locke lehnt also eine staatliche öffentlich-rechtliche Organisation der Kirche ab. Sie muss
sich durch autonome Satzung als privatrechtlicher Verein organisieren können. Jeder soll selbst seine Zugehörigkeit zur Kirche bestimmen. Umgekehrt hat sich die Kirche nicht in staatliche Angelegenheiten zu mischen. |
|
Wie ist Lockes Ansicht über das Privateigentum?
|
Niemand besitzt von Natur aus
Privateigentum, das ihn berechtigte, andere davon auszuschliessen(also nur Gemeineigentum). Privateigentum konnte durch Arbeit gemacht werden. Aber in der ersten Phase, bis zur erfindung des Geldes, nur so viel wie für den eigenen Bedarf benötigt wurde! |
|
Welches sind die Einwände gegen das Naturrecht?
|
1.) Die Nichtbeweisbarkeit eines metaphysischen Urgrundes des Seins,
insbesondere der Existenz Gottes. 2.) Ein weiteres Argument gegen das Naturrecht besteht darin, dass man auf die miteinander unvereinbaren naturrechtlichen Lehren hinweist. 3.) Der Fehlschluss vom Sein auf das Sollen. 4.) Das historisch-soziologische Argument. Ein schlechthin allgemeingültiges Recht, das unabhängig von Ort und Zeit gelte könne es daher nicht geben. 5.) Nach diesem Argument sind die naturrechtlichen Prinzipien Leerformeln. Der Jurist brauche aber präzise Verhaltensregeln auf einer unteren Konkretisierungsstufe. Dieser Prozess zunehmender Konkretisierung aus allgemeinen Prinzipien sei ein schöpferischer Akt, also nicht aus den Prinzipien direkt ableitbar, und obliege dem Gesetzgeber und dem Richter. |
|
Welches sind die Grundsätze die in den meisten Kulturen gelten?
|
1.) Verbot der Tötung. Der Kerngehalt ist unbestritten aber es gibt einige Abweichungen, z.B. die Todesstrafe!
2.) Inzesttabus: Verbot des Geschlechtsverkehrs zwischen nahen Verwandten. 3.) Die Autorität der Alten. 4.) Eigentum und Besitz sind also erst bei sesshaften Kulturen in irgendeiner Form normiert. 5.) Aber unzweifelhaft richtig ist die Einsicht, dass der Mensch ein geselliges Wesen ist. 6.) Die Unparteilichkeit von Vermittlern, Schiedsrichtern und Richtern: In allen Kulturen, die überhaupt einen Dritten zur Vermittlung oder zur Entscheidung in Konfliktfällen herbeiziehen. |
|
Was versteht man unter "Gleichheit hinsichtlich"?
|
„Gleichheit hinsichtlich ist die Beziehung zwischen Dingen, die darin besteht, dass sie in eben
dieser Hinsicht eine Eigenschaft gemeinsam haben.“ |
|
Wobei handelt es sich bei der Erscheinungsform der Gerechtigkeit, die
keine Beziehung zum Recht aufweist? |
Es handelt sich hier um die Gerechtigkeit i.S: einer
Tugend. In diesem Sinn sprechen wir von einem gerechten Lehrer oder von einem gerechten Musikkritiker. |
|
Worin besteht die formale Gerechtigkeit?
|
In einer Gleichbehandlung.
|
|
Wie lautet die (merkwürdige) Gerechtigkeit bei Platon?
|
Das Gerechte bestehe darin, das Seinige
zu tun. |